Ostwärts mit den Schafen blöken

Karl Schardax und GoldschafeEr weiß (fast) alles, wenn es um gefährdete Nutztierrassen geht. Karl Schardax ist innovativer Landwirt, gelernter Fleischhauer und vor kurzem hat er sein Schaf-Investment-Konzept vorgestellt. Aber eine Gabe zeichnet ihn besonders aus: Er kann mit Tieren sprechen.Wenn sich Karl Schardax seinem Eber nähert, dann macht er das auf die natürlichste Weise der Welt. Und es scheint als würde der Eber diese Annäherung auch sehr mögen. Oder wenn es Streicheleinheiten für die Rinder gibt, dann wird Karl zu einem Teil der Herde. Karl hat etwas, das nur ganz wenige Menschen besitzen: Ähnlich einem Tierflüsterer spricht er mit den Tieren und versteht sie auf wunderbare Weise und wird so mit ihnen zu einer Einheit.Karl Schardax und Eber

Obwohl diese Nähe zu den Tieren hat ihm beinahe schon das Leben gekostet. Er stand in der Mitte als zwei Eselhengste in Streit gerieten und aufeinander losgingen. Die große Narbe an seinem Bein erinnert Karl an diesen schweren Vorfall, der ihn wochenlang an die Intensivstation band.

Das Ende als Neubeginn

Barock-Esel hat er heute zwar keine mehr, aber die Liebe zu alten Rassen ist dem gelernten Landwirt und Fleischer geblieben. Sein umfangreiches Know-How baute er vor allem auf seinem eigenen Hof auf, wo er gefährdete Rassen züchtete: Allen voran Turopolje, Duroc und Mangalitza-Schweine wurden in biologischer Freilandhaltung gehalten. Das ging solange gut bis Karl diesen Hof aufgeben musste, weil die Schwierigkeiten mit dem Pächter über Hand nahmen. Ein harter Schlag für ihn, hat er doch alles in diesen Hof investiert. Die Tiere kamen auf den landwirtschaftlichen Betrieb von Schwester Silvia und ihren Mann Hubert Steinhäusler nach Nussdorf (Oberösterreich). Eine Betriebsgemeinschaft mit Karl wurde gegründet.

Für Karl war es schon seit seiner frühesten Kindheit klar, dass er den Weg in die Landwirtschaft einschlagen wird. Mit 18 Jahren beginnt er mit der Tierzucht. Seine Sympathie u. a. gilt den Turopolje. Sie sind sehr robust, eignen sich gut für die Freilandhaltung und sind resistent gegenüber allen üblichen Schweinekrankheiten. Leider sind sie vom Aussterben bedroht. Anfang 2007 gab es z. B. in Österreich rund 60 Züchter mit 180 Zuchttieren, die alle auf nur 6 verschiedene Tiere zurückgingen. Karl Schardax und TuropoljeHeute sind es bereits rund 324 Zuchttiere. Als langjähriger Spartenbetreuer des Vereins zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen (VEGH der Arche Austria) hat Karl besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass Inzucht vermieden und bei der Vermarktung des Fleisches die Züchter unterstützt werden. Was gar nicht so einfach war.

Engagierter Direktvermarkter

Für das Fleisch dieser Tiere gab es anfangs nur wenig Abnehmer und noch weniger kannten sich bei der Verarbeitung aus. Bei den hauseigenen Produkten macht daher Karl die Veredelung selbst. Der hohe Fettanteil lässt z. B. einen Kübelspeck (eine oberösterreichische Spezialität) der besonderen Klasse entstehen. Verkauft werden diese qualitätsvollen und bereits mehrfach ausgezeichneten Produkte in Form der Direktvermarktung. Unter der Marke „Bio-Noah“  vertreibt Karl bei Slow-Food-Messen oder auf Genussfestivals. Ganz neu die Präsenz von Bio-Noah bei Manufactum in Deutschland. Einmal im Monat geht eine Lieferung von Oberösterreich nach München, von dort wird in alle anderen deutschen Warenhäuser von Manufactum verteilt.

Grenzen sind für Karl Schardax da, um sie zu überwinden. Ein ganz neues Projekt führt ihn noch weiter von seiner Heimat Oberösterreich fort. In Rumänien gründete er Beef Ferma. Auf rund 150 Hektar werden Aberdeen Angus-Rinder und Huzulen-Pferde gezüchtet. Und Schafe. Keine normalen, sondern Goldschafe. Es ist dies ein Investment-Konzept, bei dem sich die Kunden als Darlehensgeber für die Schafe einkaufen. Garantiert wird eine 20 prozentige jährliche Rendite für eine Darlehensdauer von zwei Jahren.

Mit dieser Geldanlage soll vor allem eine artgerechte Tierhaltung und eine Landbewirtschaftung nach organisch biologischen Prinzipien ermöglicht werden. Daneben stehen die Schaffung von Arbeitsplätzen in einem Gebiet mit extremer Landflucht, die Belebung einer brach liegenden Fläche mit Vielfalt und die Erzeugung von hochwertigen Lammfleich und Zuchtschafen im Vordergrund.

Ein weiteres Projekt, das die Innovationsfreude des Karl Schardax unterstreicht. Sein reiches Fachwissen hat er bereits in zwei Bücher einfließen lassen. Aber vor allem zeichnen ihn tiefer Respekt und Liebe zu seinen Tieren aus.

Alle Fotos: Barbara Kanzian

Buch-Tipps
Turopolje

Thomas Druml

Eine Schweinerasse zwischen Gestern und Heute

25,85 Euro

Schweineglück

Die Bibel der Schweine

39,90 Euro

Beide Bücher sind erhältlich unter bio.noah@aon.at

4 Gedanken zu „Ostwärts mit den Schafen blöken

  • Pingback: Die schwarzen Schweine kehren zurück | über_Land

  • 16. Juli 2018 um 01:32 Uhr
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    Bei welcher Veranstaltung kann man bis Ende des Jahres das Fleisch und
    den Speck der besonderen Turopolje Schweine erwerben.
    Am Genußfestival in Wien/Stadtpark im Mai habe ich ein Stück des
    Specks gekauft und so geschmackvoll gefunden, dass es Schade war nicht
    mehr genommen zu haben.
    Es würde mich freuen eine Antwort von ihnen zu bekommen.
    Mit herzlichen Grüßen
    Gertrud Guss

    Antwort
      • 24. Juli 2018 um 23:24 Uhr
        Permalink

        Liebe Überländerin!
        Ich danke sehr für die Adresse, werde mich damit schlau
        machen.
        Liebe Grüße Gertrud

        Antwort

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