Zwei Stadtkinder für zwei Wochen Bauern

WwoofKatharina Hoff und ihre Freundin sind eingefleischte Städterinnen. Interessiert vom Leben und Arbeiten der Bauern machten sich die beiden im Sommer auf, um zu wwoofen. Das heißt für einen gewissen Zeitraum auf einem Bauernhof leben, arbeiten und sich mit den Bauersleuten austauschen. Katharina Hoff beschreibt im Folgenden die dabei gesammelten Erfahrungen. Für diesen Sommer hatte ich mir zwei Ziele gesteckt: Erstens Ukulele spielen lernen und zweitens Wwoofen und lernen, wie man Käse macht.

Nachdem ich mir Wunsch Nummer 1 schon im Mai teilerfüllt hatte, stand das Wwoofen am Anfang des Sommers ganz oben auf meiner Liste. Also habe ich online die Wwoof-Hofliste für Österreich bestellt und sie nach für mich interessanten Höfen durchkämmt. Eigentlich wollte ich ja lernen, wie man Ziegenkäse macht, aber irgendwie bin ich dann auf dem Schaferlhof in Wagnermühle gelandet. Mit einer gleichgesinnten Freundin im Schlepptau begab ich mich also für zwei Wochen zum Mondsee auf einen eher unkonventionellen Hof. Der Schaferlhof ist nämlich kein richtiger Bauernhof in dem Sinne, wie man ihn sich vorstellt. Er besteht aus einem wunderschönen Holzwohnhaus mit Garten, inklusive Töpferwerkstatt. Wie Silvia selbst in ihrer Hofbeschreibung meint, haben ihre Tierliebe und der Drang, immer wieder Neues ausprobieren zu wollen aus dem Anwesen einen kleinen Hof mit Hühnern und Schafen entstehen lassen, den sie gemeinsam mit ihrem Sohn und ihrer jüngsten Tochter bewirtschaftet.

Abends todmüde ins Bett gefallen

Zu tun gab es für uns Wwooferinnen genug. Nachdem wir nur wenige Wochen nach dem fatalen Hochwasser angereist waren, gab es hie und da noch Reparaturarbeiten zu leisten, so musste der Hühnerstall neu gestrichen und der Hühnerzaun repariert werden. Am ersten Tag lernten wir die Schafe und Hühner beim Füttern kennen und waren sehr erleichtert, dass wir nicht wie befürchtet um 6 Uhr aufstehen mussten. Unser Tag begann normalerweise gegen halb 8. Nach dem Morgenkaffee zeigte uns Silvia meist unsere Aufgaben für den jeweiligen Tag im Garten und wenn sie in ihr  Geschäft fuhr, ackerten wir bis zum frühen Nachmittag munter drauf los. Dann halfen wir in der Küche, holten die Eier aus dem Hühnerstall, und gönnten uns an den meisten Nachmittagen eine Auszeit am nahen Mondsee. Abends halfen wir dann wieder im Haushalt oder auch beim Heu umdrehen am Feld. Obwohl das nicht sehr anstrengend klingt, sind wir jeden Tag um halb zehn todmüde ins Bett gefallen!Wwoof Tiere

In der zweiten Woche wurde der Stall ausgemistet, das war wohl die schwerste Arbeit in diesen zwei Wochen. Der Mist musste mit einer Scheibtruhe vom Stall auf den Misthaufen am anderen Ende des Gartens befördert werden –  so weit, so gut – aber wie viel Mist die kleinen Schäfchen in ein paar Wochen machen, hätten wir wirklich nicht vermutet. Am Ende eines langen Tages war der Misthaufen dreimal so hoch und wir waren stolz auf den Erfolg, auch wenn wir am nächsten Tag einen ordentlichen Muskelkater und Schwielen an den Händen hatten.

Das Käsemachen lernten wir ganz nebenbei, so zwischen dem Geschirrabwaschen und dem Unkraut jäten. Ich war erstaunt, dass es dafür keine kostspieligen Utensilien oder einen Kühlraum braucht, wenn die Milchmenge sich in Grenzen hält. Nachdem es am Hof nur 5 Mamaschafe (=Milchschafe) samt Nachkommenschaft gibt, sind das 5 Liter Milch am Tag. Die frische Milch kann gleich nach dem Melken zu Schafskäse, Mozarella oder Topfen weiterverarbeitet werden. Für meinen heißgeliebten Schafskäse zum Beispiel kommen ein wenig Lab und Käsekultur in den Milchkübel, das Ganze wird umgerührt und wenn sich die Molke absetzt, kann die sogenannte Galerte einfach abgeschöpft und in Formen gefüllt werden. Diese werden auf einen Gitterrost gestellt, sodass die Flüssigkeit abtropfen kann. Nach 24 Stunden wird der Käse gesalzen und gewendet, und nach weiteren 24 Stunden ist er fertig. Wir waren überrascht, wie schnell so ein Käse fertig ist!

Jeder Tag ein voller Erfolg

Alles in allem war die Zeit auf dem Schaferlhof ganz wunderbar. Wir haben durch viele Gespräche mit unseren Hosts sehr viel über das Leben am Land und über Landwirtschaft gelernt. Vor allem haben wir gesehen, dass Hennen unglaublich schlau sind, weil sie immer wieder ein Loch im Zaun finden, durch das sie ausbrechen und den von uns frisch angesetzten Salat verputzen können. Was auch interessant war, war die Seifenherstellung. An unserem letzten Wochenende haben wir, quasi als Belohnung für’s Stall ausmisten, Naturseifen gemacht, die wirklich wunderbar dufteten.

Und was haben unsere Hosts von uns gelernt? Unsere Wwoof-Familie zu ihrem Erstaunen festgestellt, dass zwei Stadtkinder aus Wien ordentlich anpacken können! Sie waren sogar so zufrieden mit uns, dass es zum Abschied eine Grillparty gab, zu der nicht nur Freunde und Bekannte, sondern kurzerhand auch die nette Spar-Kassiererin eingeladen wurde.

Das Wwoofen ist augenscheinlich eine gute Sache! Man lernt neue Leute kennen und erweitert durch das Eintauchen in einen anderen Lebensrhythmus seinen Horizont. Durch die Arbeit haben wir erkannt, dass die Belohnung für manuelle Arbeit darin besteht, dass man das Ergebnis gleich sieht. Man weiß, was man geleistet hat, wenn der Heuhaufen plötzlich drei Meter hoch ist. Jeder Tag ist ein voller Erfolg! Das war für uns wohl die wichtigste Erkenntnis und das größte Geschenk in diesen zwei Wochen. Mir hat es so gut gefallen, dass ich im Oktober gleich wieder ins Salzkammergut pilgere, diesmal allerdings zum Obst ernten und verarbeiten.

Foto (1): © Mmchen/photocase

Weitere Fotos: © Katharina Hoff

Die Autorin Katharina Hoff ist über_Land-Lesern bekannt von ihren Hongkong-Blogs wie https://www.ueber-land.eu/innovatives-land-creative-hong-kong-joshua-wolper-zitronentee-bier/ oder https://www.ueber-land.eu/urban-farming-vangi-fong-hongkong-wooferten-rooftop-farm/ oder https://www.ueber-land.eu/innovatives-landcreative-hong-kong-3-salz-bedeutet-unabhaengigkeit-michael-leung/ Sie studiert in Wien, Kyoto, und Hong Kong zum Thema „Food Culture und Hong Kong Identitäten“. kathisuniverse@gmx.net

Was ist WWOOF? WWOOF steht für We’re Welcome On Organic Farms und ist das Netzwerk für freiwillige HelferInnen auf organischen Höfen. Die Initiative startete 1971 in England, basierend auf der Idee von Sue Coppard und soll den Austausch zwischen Stadt und Land, Jung und Alt, verschiedenen Ländern, Sprachen und Kulturen fördern.

Infotag: der nächste WWOOF-Infotag in Österreich findet am Mittwoch, den 11. September 2013, im Restaurant Dreiklang, Wasagasse 28, 1090 Wien statt. Mehr dazu auf

2 Gedanken zu „Zwei Stadtkinder für zwei Wochen Bauern

    • 9. September 2013 um 11:10 Uhr
      Permalink

      Soll natürlich heißen: Tolle Idee ….
      Ich hab schon wieder schneller getippt, als gedacht 🙁
      LG
      Elis

      Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

33 − 31 =