Urbane Landwirtschaft: Agrocité in Paris

Urbane Landwirtschaft
Gemeinschaftsgärten sind im Trend. Sie bedienen die Sehnsucht vieler Menschen nach einem Stück Natur, das gemeinschaftlich bewirtschaftet wird. R-Urban ist jedoch mehr als nur ein Urban Farming-Projekt. Es versteht sich als ein ganzheitliches Konzept, das urbane Landwirtschaft mit ökologischem Wohnbau und der Wiederverwertung von Materialien verbindet.

Die Architektengruppe atelier d’architecture autogérée (aaa) beschäftigt sich vorwiegend mit Projekten, die die Selbstorganisation kollektiver Räume zum Ziel haben. Es geht um die Schaffung neuer Netzwerke, den Widerstand gegen profitgesteuerte Entwicklungen, um Recycling und eine ökologische Bauweise und auch um die kollektive Produktion von Wissen und Kultur.

Cradle-to-Cradle-Prinzip

Urbane Resilienz bedeutet für aaa, dass Stadtbewohner ihre Nachbarschaft selbst prägen. Das Cradle-to-Cradle-Prinzip (auf deutsch: von der Wiege zur Wiege und beschreibt eine Kreislaufwirtschaft) wird hochgehalten, welches erneuerbare Energien, kreislauffähige Materialien, den verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und soiale Aspekte in den Vordergrund stellt.

Um die derzeitige wirtschaftliche Krise zu überwinden, zitieren die Architeten den Philosophen André Gorz:

„Wir müssen produzieren, was wir konsumieren und konsumieren, was wir produzieren“.

Die konkrete Umsetzung dieser Strategie erfolgt seit 2011 in Colombes, einem Vorort von Paris. Die Architektengruppe hat sich hierfür mit der lokalen Behörde, Basisorganisationen und Bewohnern zusammengeschlossen. Dieses neue lokale Netzwerk besteht aus drei Einheiten: In einem geht es um Recycling und um ökologische Bauweise (Recyclab), in einem anderen um kooperativen Wohnbau (Ecohab) und in einem dritten um urbane Landwirtschaft (Agrocité).

Recyclab, Ecohab und Agrocité

Urbane LandwirtschaftRecyclab ist ein ökologischer Bau. Er beherbergt Recyclingmaterialien, die als Elemente im Eigen-und Umbau verwendet werden können, und bietet Raum für diverse Veranstaltungen, wie zum Beispiel für das Repair Café, bei dem Bewohner sich gegenseitig bei der Reparatur diverser Alltagsgegenstände behilflich sind. Durch diese Recycling-Initiativen wird der Müllberg verringert und der ökologische Fußabdruck verkleinert.

Ecohab ist ein kooperatives Öko-Bauprojekt, dessen in Bau befindlichen Wohnungen teilweise selbstgebaut und gemeinsam verwaltet werden (Baubeginn 2013). Nach seiner Fertigstellung soll es Privatwohnungen und ein Studentenheim bzw. Wohnungen für Wissenschafter beherbergen. Dazu werden auch gemeinsam genutzte Einrichtungen wie Gärten, Produktionsstätten und Car Sharing vorhanden sein.

Agrocité ist der erste fertiggestellte Teil des Projekts. Die urbane Landwirtschaft beherbergt einen mikro-experimentellen Bauernhof, Gemeinschaftsgärten, Regenwasserkollektoren sowie eine Kompostheizung und Solarenergiekollektoren. Weiters werden auch pädagogische Veranstaltungen, unter anderem für Kinder und Jugendliche, angeboten.

Alle drei Einheiten werden kollektiv betrieben und versinnbildlichen, wofür das gesamte Projekt steht, denn sie sind aus wiederverwerteten Materialien von den Bewohnern vor Ort gebaut, und dienen der Produktion von Nahrung und Energie. Zahlreiche Preise und Publikationen sind der beste Beweis dafür, dass dieses ganzheitliche Projekt auf großen Anklang stößt und durchaus zukunftsträchtig ist.

 

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