Wir ernten, was wir säen

„Seit den 1950er Jahren wird der Konkurrenzkampf um den Saatgut
Markt immer stärker. Damals sollte die industrielle Landwirtschaft mit Hoch-
leistungssorten auch in der „Dritten Welt“ etabliert werden. Heute kontrollieren 10 Saatgut-Konzerne (darunter Bayer, Monsanto, Syngenta, Limagrain und BASF) rund 70 Prozent des Weltmarktes. Mit unabsehbaren Folgen für die biologische Vielfalt und die Überlebensfähigkeit kleinbäuerlicher Betriebe. Hybrid oder GURT(Genetic Use Restriction)-Züchtungen sollen die Kontrolle des Saatgut-Marktes erleichtern. Hybrid-Pflanzen kann man zwar vermehren, sie haben aber meist nicht die gewünschten Eigenschaften. GURT-Pflanzen bringen keine keimfähigen Samen hervor – außer durch Einsatz spezieller Chemikalien, die beim Konzern gekauft werden müssen.
Wer das Saatgut kontrolliert, kontrolliert die Menschheit.“


Ein Auszug aus der Niederösterreichischen Landesausstellung „Kraut und Rüben“, die aber nur am Rande das Thema der Gentechnik streift. Die Schau richtet ihren Fokus auf 50 ausgewählte Kulturpflanzen, die in einer sehr einprägsamen und übersichtlichen Art vermittelt werden. Da finden sich beispielsweise rund 7000 Jahre alte Samen, die verkohlt sind und deswegen auch erhalten. Oder Getreidearten, die nicht nur optisch sehr ansehnlich in hohen Glaszylindern präsentiert werden, sondern die am Ende auch mit den Händen angegriffen werden können, was für so manchen Besucher sicher ein schönes haptisches Erlebnis darstellt. Das Innenleben eines Bienenstocks, dessen Ausgang ins Freie führt, wird akustisch und optisch erlebbar gemacht. Lustig bei der Aufbereitung der Bohne: Sie zeigt durch ein Hörbeispiel, was passiert, wenn man sie mit Salz kocht – ganz nach dem Motto: Jedem Böhnchen ein Tönchen“.
Die Welt der Wurzel führt architektonisch unter die Erde, was mit braunen Wänden und dunklerer Beleuchtung sehr gut vor Augen geführt wird. Alles in allem: Die Ausstellung, die in Kooperation mit der Arche Noah www.arche-noah.at entstand, ist mehr als gelungen und bietet für Groß und Klein fesselnde Einblicke in die gemeinsame Geschichte von Mensch und Kulturpflanze, die vor rund 10.000 Jahren begann. Einziges Manko: Außer dem Apfel am Eingang gibt es nichts zum Kosten und die Ausstellung macht so Gusto drauf. Klar: Bei der langen Laufzeit dieser Schau würde sich spätestens im Herbst die Frage stellen, woher das Gemüse und Obst zum Verkosten nehmen?
Die eingangs erwähnten Firmen teilen sich heute 70 Prozent (!) des Weltmarktes. Die restlichen 30 Prozent könnten also noch für Vielfalt und Biodiversität bewusst genutzt werden. Einen Versuch ist es mehr als wert, denn „wir ernten, was wir säen.“

Die Sonderausstellung „Kraut und Rüben“ ist noch bis 12. Februar 2012 im
Landesmuseum Niederösterreich, Kulturbezirk St. Pölten, zu sehen.
www.landesmuseum.net

Photo (1): Gerald Lechner
Photo (2): Karotte Syrische Violette

Ein Gedanke zu „Wir ernten, was wir säen

  • 24. Juni 2011 um 12:32 Uhr
    Permalink

    Nette Austellung.Ich war auch dort.Alles gut erklärt und gezeigt.
    Würde ich mir unbedingt anschauen.
    Toll waren die Bienen die man sehen,hören und riechen konnte.

    Wirklich toller Eintrag! Schöne Fotos !
    Toller Blog!

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