Innovationen und Vielfalt im Einklang

Werner und Angela MichlitsAlte Getreidesorten, Viehzucht und Wein – der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Michlits ist ein in sich geschlossener Kreislauf. Ein bunter vielseitiger Bauernhof, der neben seinen zahlreichen Produkten durch die offene Haltung seiner Bauersleut’ geprägt wird.
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In der kleinen Gemeinde Pamhagen im Burgenland ganz nahe zur ungarischen Grenze hat die Familie Michlits ihren Hof. Für Liebhaber von Architektur ist dieser Hof ein gefundenes Fressen. Ein Familienhaus Michlits von Meinklangklarer und konsequenter Baukörper, der sehr schön die Haltung seiner Nutzer widerspiegelt: Hier wohnen Menschen, die Qualität groß schreiben und ganz konsequent ihren Weg verfolgen.
Arzt oder Jurist hätten zumindest zwei der drei Michlits Brüder werden sollen, also besuchten alle drei eine gute Schule in Wien. Aber keiner von ihnen ist Arzt geworden, keiner Jurist; alle drei wurden Bauer. Werner, der älteste, ist gemeinsam mit seiner Frau Angela für den Wein zuständig. Die beiden anderen Brüder für Obstbau und Viehzucht.
Seine Frau hat Werner in Geisenheim, Deutschland, kennengelernt als sie gemeinsam Weinbau studierten. Angela, die Tochter einer Apothekerin und eines Lateinprofessors hat über ein Praktikum auf einem Demeterhof im Norden Deutschlands die Landwirtschaft kennengelernt. Das hat ihr so gut gefallen, dass sie sich entschloss, Weinbau zu studieren. Heute bearbeitet sie gemeinsam mit Werner den 70 Hektar großen Weingarten.

Vielfalt fördern

Dabei gehen die beiden andere Wege: Um die Monokultur beispielsweise zwischen den Rebstöcken zu brechen, legen die Michlits kleine Inseln mit Gemüse oder auch Biotope an, damit wichtige Mikroorganismen wieder in den Weingarten zurückgeholt werden. Neben der wohltuenden Abwechslung zwischen den Reben, wird vor allem eine Vielfalt von Pflanzen und Tieren ermöglicht.
Die Vielfalt findet sich im gesamten Betrieb der Michlits wieder: Die artenreiche Landwirtschaft mit teils sehr alten Getreiden wie Einkorn, Emmer-Weizen oder Dinkel oder die Viehzucht mit Angusrindern, Schweinen, Schafen oder Hühner bilden einen wichtigen Teil der Kreislaufwirtschaft.
Aber auch andere Ausbauarten werden bei Michlits probiert: So werden die Weine, besser bekannt unter der Marke Meinklang, in überdimen- sionalen Beton-Eiern ausgebaut. Durch die feinen Luftporen des Betons wird dem Wein genau jene Menge Sauerstoff hinzugefügt, den er für seine Reifung braucht. Als fertiges Produkt entsteht ein Wein mit konkretem Sortencharakter.
Neben dem Wein, für dessen Entwicklung Angela verantwortlich zeichnet, werden immer wieder neue Produkte lanciert. Beispielsweise das Urkorn-Bier, das aus dem hofeigenen Getreide entsteht. Gebraut wird das Bier dann in Salzburg mit unbehandeltem Wasser.

Landwirtschaft als Ganzheit begreifen

Offen und innovationsfreudig sind die Michlits nicht nur im Lancieren neuer Produkte. Für sie bedeutet die Landwirtschaft weit mehr und muss auch als Ganzheit begriffen werden. Als neues Projekt soll im Herbst 2012 eine „kleine, feine Landschule“ an der ungarischen Grenze eröffnen, die zweisprachig, nämlich in Ungarisch und Deutsch, geführt wird. Und das in Form einer Waldorfschule, in der die Kinder nach anthroposophischen Werten lernen.
Mit Visionen sind die Michlits-Brüder aufgewachsen. Die Eltern haben schon vor rund zwei Jahrzehnten den Betrieb auf biologisch umgestellt. 2005 erfolgte dann die Demeter-Zertifizierung und der biodynamische Anbau begann.
Das Herzstück davon lagert im ältesten Teil des Kellers. Dort befindet sich unter dem Gewölbe eine Holzkiste, die einem Sarkophag ähnelt. Darin befindet sich das Kuhhorn-Mistpräparat, das an speziellen Lostagen schwach dosiert auf den Boden aufgebracht wird – eine Art Kräftigung. Neben dem Boden, der eine zentrale Rolle im bio-dynamischen Weinbau einnimmt, werden auch Mond- und Gestirnskonstellationen berücksichtigt: Bei ansteigendem Mond wird gelesen, bei absteigendem Mond erfolgt der Rebenschnitt.
Landwirtschaft wird bei den Michlits als Ganzheit begriffen, wo Pflanzen, Tiere und Menschen sensibilisiert und eingeladen werden, wieder in Interaktion zu treten.

Meinklang, Familie Michlits,
Hauptstraße 86, 7152 Pamhagen

Alle Fotos: Barbara Kanzian

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