Regionale Lebensmittel in Belgien

Regionale Lebensmittel in BelgienBelgiens Schokolade ist süß und weltbekannt. Vor allem die gefüllten Pralinen begeistern Groß und Klein. Eigene Schokoladen-Festivals in Belgien locken Naschkatzen aus Nah und Fern. Darüber hinaus bietet dieses Land eine Fülle von kulinarischen Köstlichkeiten und eine außergewöhnliche Dichte an gehobenen Gastronomiebetrieben. Die regionale Küche spielt dabei eine große Rolle: So stehen im Landesinneren Wild-Spezialitäten auf der Speisekarte, die Küstenregionen locken mit delikaten Fischgerichten oder der Nationalspeise „Moules Frites“ (Muscheln mit Pommes Frites).
So vielfältig auch das kulinarische Angebot in diesem Land ist, die Landwirtschaft hat in Belgien mit einigen Problemen zu kämpfen.

Das größte ist wohl das Bauernsterben: Es gibt immer weniger landwirtschaftliche Betriebe, jedes Jahr sinkt die Anzahl um rund 4 Prozent. Gestiegene Energiekosten, geringere EU-Förderungen, zunehmende Umweltauflagen und der Arbeitsdruck der Beschäftigten in der Landwirtschaft werden als Gründe für diese rückläufige Entwicklung genannt.

Industrialisierte Landwirtschaft

Landwirtschaftliche Betriebe in Belgien sind vorwiegend in Wallonien zu finden. Im Gegensatz dazu ist Flandern sehr von Industrie geprägt und Brüssel lockt als Hauptstadtregion. Die landwirtschaftlichen Betriebe werden von einem sehr hohen Industrialisierungsgrad gekennzeichnet – mit anderen Worten: sie sind sehr spezialisiert und betreiben Intensivwirtschaft, um auf einer relativ kleiner Fläche einen hohen Ertrag zu erwirtschaften. Insgesamt hat aber die Landwirtschaft eine untergeordnete Bedeutung: Sie macht nur 1 Prozent der Bruttoinlandproduktes aus.
Dafür ist Belgien für seine rege Handelstätigkeit bekannt. Viele landwirtschaftliche Produkte werden importiert und auch der Export von landwirtschaftlichen Produkten als auch Lebensmittel nimmt einen hohen Anteil ein.
Einen positiven Beginn verzeichnete in den späten 1990er Jahren bis zum Jahr 2001 die Bio-Branche. Danach legte sich die Euphorie und ab 2008 sind jährlich zweistellige Zuwachsraten (bis 29%) zu verzeichnen. So beträgt der Umsatz von Bioprodukten nach einer Panelerhebung von GfK 421mn EUR (2010), was einen Marktanteil von 1,8 Prozent an den gesamten Lebensmitteln bedeutet.

Bio-Anbau erst am Anfang

Doch nicht überall in Belgien ist der Bio-Anbau eine willkommene Alternative. Es gibt dabei große regionale Unterschiede: Während in Flandern der Bio-Anbau nur 0,6 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche erzielt, erreicht er in Wallonien immerhin 6 Prozent (zum Vergleich: der EU-Durchschnitt liegt bei 8%). Die Gründe, warum die Bio-Landwirtschaft sich nur zögerlich durchsetzt, sind unterschiedlich: Zum einen hat es mit der Topografie des Landes zu tun: Belgien ist klein und stark urbanisiert. Das zur Verfügung stehende Land wird für intensive Landwirtschaft genutzt. Eine Umstellung auf biologisch geht anfangs mit finanziellen Rückschlägen einher. Zum anderen importiert Belgien aus den umliegenden Ländern Deutschland, Niederlande und Frankreich, zahlreiche Nahrungsmittel; rund die Hälfte der biologischen Lebensmittel werden importiert.
Regionale Lebensmittel in Belgien, SchokoladengeschäftUm das Bewusstsein auf Bio zu schärfen gibt es seit 2008 das „BioForum Vlaanderen“, das verstärkt auf die Vorzüge des ökologischen Landbaus hinweist. Politischen Rückenwind erhält der Bio-Anbau durch Initiativen des Land- wirtschaftsministeriums der letzten Jahre, die zumindest das Interesse unter der Bauernschaft dafür wecken sollen. Immerhin es tut sich was im Königreich. Bis es aber das erste Bio-Schoko-Festival in Belgien geben wird, bis dahin werden noch einige Schachteln bester Pralinen, aber eben konventioneller Herstellung, verdrückt werden.

Quellen: Boerenbond, Organic-World.net, BioForum Belgien, GfK

Photos: Frank Wouters; Hajako/photocase

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