Royal Botanic Garden Sydney – ein Garten, der lebt

Der botanische Garten in Sydney mit Blick auf SkylineWenn ich auf Städtetrips bin, besuche ich fast immer den botanischen Garten. Das ist so etwas wie ein persönliches Ritual. Ich liebe Pflanzen – ihre Vielfalt, ihre Anpassungsfähigkeit, ihre Ruhe. Also führte mich einer meiner ersten Wege in Sydney in den Royal Botanic Garden am Hafen.

Dieser botanische Garten ist mehr als nur ein Park. Er ist ein großes, lebendiges Freiluftlabor, ein Erholungsraum und ein Ort, an dem man sieht, wie unterschiedlich Stadt und Natur zusammen funktionieren können.

Zwischen Geschichte und Gegenwart

Der botanische Garten wurde 1816 gegründet – auf dem Land der Gadigal People, der ursprünglichen Bewohner dieser Gegend.
Lange Zeit diente er als koloniales Experimentierfeld: Pflanzen aus aller Welt wurden gesammelt, getauscht und studiert. Heute richtet sich der Fokus stärker auf die heimische Flora und die Frage, wie Pflanzen in Zeiten von Klimawandel und Urbanisierung bestehen können.

Im Cadi Jam Ora – First Encounters Garden wird dieser Wandel besonders deutlich. Dort wachsen traditionelle australische Pflanzen, die von den Gadigal seit Jahrhunderten genutzt werden – zum Essen, Heilen oder Bauen. Man erfährt, wie eng Pflanzenwissen und kulturelle Identität miteinander verbunden sind.

Der Rainforest Walk

Besonders beeindruckt hat mich der Rainforest Walk. Mitten in der Stadt steht man plötzlich unter dichtem Blätterdach, hört Wasser plätschern und riecht feuchte Erde. Der Weg führt durch einen nachgebildeten tropischen Regenwald mit heimischen Baumarten, Farnen, Palmen und Lianen.

der botanische Garten und seine Palmen mit Wasserflächen

Was in Sydney so selbstverständlich wirkt, ist in Wirklichkeit ein Stück rekonstruierte Natur. Der Rainforest-Bereich zeigt, wie stark die ursprünglichen Wälder entlang der Ostküste Australiens einst waren.

Der botanische Garten und sein Leben

Was diesen Botanischen Garten so besonders macht, ist seine offene, lebendige Atmosphäre. Hier ist alles erlaubt, was in vielen anderen Parks anderswo auf der Welt verboten ist: Man darf die Rasenflächen einfach betreten, sich hinlegen, picknicken oder lesen. Überall sieht man Menschen, die Mittagspause machen oder barfuß durchs Gras laufen.

Zwischen den Wegen stehen vereinzelt Pavillons mit Grillplätzen, an denen Familien oder Freundesgruppen ihre BBQs vorbereiten. Und überall im Garten begegnet man den typischen Pflanzenschildern, die hier nicht sachlich-nüchtern, sondern mit feinem Humor gestaltet sind. Statt lateinischer Namen und Fachbegriffe liest man kleine, ironische Kommentare – kurze Geschichten über die Pflanzen selbst, über ihre Eigenheiten oder über ihren Platz im australischen Alltag.
Diese humorvolle Beschilderung zieht sich durch den ganzen Garten und verleiht ihm eine Leichtigkeit, die man sonst in botanischen Anlagen selten findet.

Wer Pflanzen mit nach Hause nehmen möchte, besucht die „Growing Friends Plant Sales“, wo Gartenfreunde Setzlinge und seltene Arten anbieten. Im Garden Shop findet man Bücher, Werkzeuge und Accessoires, die alle die gleiche Liebe zum Detail zeigen. Und wer will, kann sich hier sogar trauen lassen – in einem der Pavillons mit Blick auf den Hafen.

Dieser botanische Garten zeigt, wie Stadtgrün funktionieren kann: als offener Raum, der Bildung, Freizeit und Forschung miteinander verbindet. Er ist nicht nur ein Schaufenster für Pflanzen, sondern ein Beispiel dafür, wie Urbanität und Natur zusammengedacht werden können – ohne Zäune, ohne Verbote, mit viel Respekt für das, was hier einmal gewachsen ist.

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