Creative Hong Kong (1): Zitronentee Bier von Joshua Wolper

Joshua Wolper beim Bier-KreierenDas landwirtschaftliche Erbe in Hong Kong findet immer mehr Wertschätzung. Das schlägt sich einerseits in der wachsenden Zahl der Bio- Bauern im Norden von Hong Kong nieder, andererseits in einer mehr als aktiven Urban-Farming Bewegung (Bauernhof in luftiger Höhe). über_Land sieht sich diese Stadt in Form einer Folge ein bisschen genauer an und startet heute mit dem Porträt des Hip Hop Artisten Joshua Wolper, der ganz nebenbei Bier- und Weinsorten kreiert. Alle kennen Lemon Tea, aber Lemon Tea Bier? Der Schauspieler, Hip Hop Artist und Hobbybierbrauer Joshua Wolper kreiert in Hong Kong neue Bier- und Weinsorten. Dabei setzt er vor allem auf lokale Zutaten und spielt mit althergebrachten und scheinbar fixen Traditionen. Seine Begeisterung für die Bierherstellung begann an einem gemütlichen Männerabend mit Freunden, als sein Freund Wesley aus Minnesota in die Konversation einstreute, dass er das Brauen vermisse. Schon war Joshs Neugierde geweckt, und er machte sich auf die Suche nach Utensilien und nach einschlägiger Literatur. Dazu meint der Künstler selbst:

„I read about the rich history of mead, and the lore of how it came to man from the gods; the culture of cider-making and how it impacted the history and landscape of Great Britain; and the use of local plants in many many many tribes around the world to create what I could only describe as  “wondrous indigenous fermented alcoholic beverages”. This prompted a question: “Hong Kong, what’s our indigenous brew?”

Hip Hop Artist Joshua WolperJoshua liebt seine Stadt, und wollte einen Weg finden, dies zum Ausdruck zu bringen. Hong Kong ist viel mehr als ein Finanzzentrum im fernen Osten, und erst seit kurzem mehrt sich das Bewusstsein, dass das landwirtschaftliche Erbe der Sonderverwaltungszone im Süden Chinas beachtet und geschätzt werden muss. So gibt es nicht nur einige (Bio-)Bauern im grünen Norden von Hong Kong, sondern auch viele lokale Wildpflanzen und Kräuter, die bei der Alkoholherstellung Verwendung finden können.

Für uns nimmt sich Joshua einen Hong Kong Klassiker, den Lemon Tee, vor und braut daraus Zitronentee-Bier. Das Ergebnis ist nicht nicht nur eine geschmackliche Innovation sondern, im Gegensatz zu der gängigen Variante aus Hopfen und Malz, auch noch glutenfrei! Für alle DIY-Begeisterten hier sein Rezept:

Das Rezept von Joshua

„Das ist ein Rezept, das ich kreiert habe, als meine Freunde von Wooferten um eine lokale Biersorte für eine mobile Bierbar angefragt haben. Da mein Ethos sich um das Lokale und um regionale Produkte dreht, fiel die Wahl auf Lemon Tea. Denn was ist typischer für Hong Kong als Lemon Tea?“, so Joshua.

Die Zutaten:

  • 34 dag Zucker (Sorte je nach Belieben)
  • Schwarztee-Blätter – genug für rund 3,7 Liter Tee
  • 3,7 Liter Mineralwasser
  • 2 Zitronen
  • 1 Teelöffel getrocknete Hefe (Jede Hefe funk- tioniert, aber sie muss noch „lebendig“ sein!)

Die Basisausrüstung:

  • Gärbottich (eine 4,5-5 Literflasche – Ich empfehle eine Mineralwasserflasche… wir brauchen ja auch das Wasser)
  • Schüssel
  • Löffel
  • Topf
  • Suppenkelle
  • Trichter

Die Anleitung:

Mineralwasser auf Raumtemperatur in eine Schüssel füllen, bis sie halbvoll ist. Hefe hinzufügen und vorsichtig umrühren um ein Verklumpen zu vermeiden. Mit einem Tuch oder einem Deckel verschließen und beiseite stellen. Nun wird der Schwarztee zubereitet, man kann ihn in einem großen Topf kochen, oder, falls nur kleine Töpfe zur Verfügung stehen, kann man die Teeblätter zuerst mit wenig Wasser kochen und den starken Tee  später mit Wasser verdünnen. Den Zucker hinzufügen und auf Raumtemperatur auskühlen lassen. Die Zitronen gut waschen, auspressen und auch die Zitronenschale verwenden. Es dürfen keine Kerne im Saft bleiben, da das Bier sonst bitter werden könnte (was aber für manche erst den Biergeschmack ausmacht). Zitronensaft und Schale zum Tee hinzufügen.

Wenn der Tee Raumtemperatur erreicht hat, gibt man ihn in den Gärbottich (es sollte zumindest 0,5-1 Liter im Behälter frei bleiben wegen der Gärung). Den Gärbottich Joshua Wolper beim Biermachen

schließen und ungefähr eine Minute lang gut schütteln. Nun die Hefemischung in den Gärbottich schütten und nun nicht mehr schütteln. Wenn weder Korken noch Luftsack vorhanden sind, bringt man den Schraubverschluss locker an, damit Luft entweichen kann. Das passiert schon in den ersten 3 Tagen, aber schon nach 3 Stunden beginnt die Mixtur zu sprudeln und zu schäumen. Nach 1-2 Wochen sollte der Gärungsprozess nachlassen, und das Bier ist bereit, um abgefüllt und gelagert zu werden. Wenn es immernoch stark sprudelt, sollte man es noch rasten lassen bis es nur noch vereinzelt perlt. Es sollte Sediment am Boden zu sehen sein. Man kann das Bier mit einem Siphon und einem Schlauch in einen anderen Gärbottich oder in Flaschen füllen. Oder aber man schüttet das Bier vorsichtig in ein anderes Gefäß um. Nun sollte das Bier probiert, und bei Bedarf mit  Zucker oder Honig gesüßt werden. Hinweis: Der Zucker regt die Fermentation an, also muss das Bier nach neuerlichem Süßen unbedingt im Kühlschrank aufbewahrt werden. Wenn es schön kalt ist, die Flasche köpfen und die Tea Time revolutionieren! 🙂

Anmerkungen:

  • Bierbrauer haben verschiedene Methoden, um die Geräte zu reinigen und keimfrei zu machen. Alles muss so sauber wie möglich gehalten werden.
  • Dieses Bier ist aus Tee gemacht, also koffeinhaltig. Das ist nur so eine kleine Warnung am Rande.
  • Unbedingt in sauberer Umgebung arbeiten, wenn möglich einen dunklen und kühlen Standort finden, um den Fermentationsprozess zu beschleunigen. Tipp: Den Gärbottich in ein dunkles Tuch hüllen.
  • Immer ein Auge auf das Bier haben, vor allem wenn kein Luftsack zur Verfügung steht. Es könnte sonst überschäumen. Trotzdem muss die Luft aber entweichen können.
  • Sei alt genug, um Alkohol konsumieren zu dürfen. Bitte.
  • Sollte der erste Versuch nicht so gelingen wie gedacht, dann verändere einfach das Rezept. Mehr Tee? Weniger Tee? Mehr Zucker? Verschiedene Arten von Süßungsmitteln? Früchte? Tob’ dich aus und hab’ Spaß, aber bleib’ auf der sicheren Seite.

Kontakt: facebook.com/misterjishere, soundcloud.com/misterjishere, youtube.com/misterjishere oder E-Mail an: MRJBrewing@gmail.com

Ein Beitrag von über_Land-Gastautorin Katharina Hoff, die in Wien, Kyoto und Hong Kong studiert und zum Thema „Food Culture und Hong Kong Identitäten“ forscht. kathisuniverse@gmx.net

2 Gedanken zu „Creative Hong Kong (1): Zitronentee Bier von Joshua Wolper

  • 4. Januar 2021 um 23:26 Uhr
    Permalink

    Habe ich da Bier gehört )? Das Rezept hört sich sehr interessant an. Ich probiere es gerne auch mal aus.

    Antwort
    • 26. Januar 2021 um 16:42 Uhr
      Permalink

      Liebe Margarethe, wenn Du es ausprobiert hast, vielleicht kannst du uns Deine Erfahrungen mitteilen und erzählen, wie es geworden ist.

      Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert