Delikates Österreich

Regionale Lebensmittel sind im Trend. Als einen ganz wichtigen Trendsetter in Österreich darf der Verein „Kuratorium Kulinarisches Erbe Österreichs“ bezeichnet werden. Schon seit Jahren setzt sich dieser Verein für die Erhaltung österreichischer Ess- und Trinkkultur ein, bewahrt Rezepturen und typisch österreichische landwirtschaftliche Rohprodukte vor dem Aussterben. Als besonderes Highlight findet einmal im Jahr im Wiener Stadtpark das Genuss Festival statt. Bis zu 160 Produzenten aus ganz Österreich präsentieren dort auf einer sehr weitläufigen innerstädtischen Parkanlage ihre Produkte.
Für alle, die sich für regionale Lebensmittel interessieren, hat das Kulinarische Erbe einen fast drei Kilo schweren und 424 Seiten starken Band mit dem Titel „Köstliches Österreich“ herausgegeben. Das Buch ähnelt einem Kunstband und das kommt nicht von ungefähr: Die einzelnen landwirtschaftlichen Produkte oder Gerichte werden optisch sehr ansprechend präsentiert und erfahren dadurch besondere Wertschätzung. Neben den für die einzelnen Regionen typischen Produkte und Gerichte gibt es allerlei Rezepturen, z. B. für einen Altwiener Apfelstrudel mit von Hand gezogenem Strudelteig, es finden sich darin Geschichten um typische Nutztierrassen wie das Waldviertler Blondvieh oder die Südburgenländische Weidegans. Beiträge über den historischen Background komplettieren dieses Gesamtkunstwerk regionaler Lebensmittel Österreichs. Eine Besonderheit fehlt aber: Bauernbrot. Zwar finden sich Kaisersemmel und Kletzenbrot, aber eben kein Bauernbrot.
Dennoch: Gewaltige Fotos, ein bestechendes Layout machen dieses Buch zu einem Geschenke-Favoriten. Denn: Die nächsten Weihnachten kommen bestimmt.

Köstliches Österreich
Die 100 besten Gourmandisen
Brandstätter Verlag
ISBN: 3850334839

Fische als umweltfreundlicher Ersatz für Fleisch?

Fisch wird immer als gesündere Alternative zum Fleischkonsum propagiert, doch gleichzeitig bereitet die Überfischung der Weltmeere auch Besorgnis. Bleibt natürlich die Möglichkeit, Fische in Aquakulturen zu züchten, doch auch hier weiß der kritische Konsument nicht recht, wie es tatsächlich mit den Belastungen aussieht: Regionaler Karpfen aus der Teichwirtschaft in der näheren Umgebung hört sich ja unbedenklich an. Doch wie sieht es mit dem Lachs aus Norwegen aus? Oder gar mit dem trendigen Pangasiusfilet aus Vietnam? Und gibt es da nicht auch noch die Shrimpsfarmen in Asien?
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Einfach Hey

Leider können Sie ihn nicht riechen. Aber in Natura duftet er. Nach frischem Heu. Genauer gesagt nach frischem, isländischem Heu, was soviel heißt wie „Hey“. Island deswegen, weil der Designer dieses Stuhls, Fabio del Percio, zwischen den Städten Savona und Reykjavik berufsbedingt pendelt.
In die Unterseite dieses Stuhls sind Löcher gebohrt, die den wohl riechenden Duft nach außen lassen. Natürlich lässt sich Hey auch mit anderen Materialien wie alten Zeitungen oder Stoffen füllen. Da kommen Menschen mit olfaktorischen Fähigkeiten nicht so auf ihre Rechnung. Mit Heu wirkt Hey authentischer. Das innovative Ding kann sowohl innen als auch außen verwendet werden. Aber nur bei Schönwetter. Regen könnte ihm zusetzen. Auch Kühe, Schafe, Hasen, Ziegen u. a. sind bitte von Hey fern zu halten.

Entwurf: Fabio del Percio

Gesundes Essen hat Zukunft

Auf „Radio China International“ habe ich neulich von dem Shanghaier Diplomanten Wu Heng gelesen, der mit anderen Leuten Berichte über unsichere Nahrungsmittel sammelt und sie auf einer Webseite veröffentlicht. Damit will er die Aufmerksamkeit der Regierung auf das Thema Lebensmittel- sicherheit und gesundes Essen lenken. Es geht ihm darum, Menschen von der Straße zu ermutigen, die Missstände in China nicht länger einfach nur hinzunehmen.
Ich finde dieses Engagement höchst bewundernswert und habe mir überlegt, ob es Vergleichbares auch bei uns gibt. In Österreich und der Schweiz wurde ich nicht fündig. Aber in Deutschland gibt es was Neues, das durchaus in die Richtung von Wu Heng geht. Mehr lesen

Landlust mal zwei

Sie heißen Landlust, Landfrust oder Landleben und füllen derzeit die Regale der Buchläden. Es geht immer um die gleiche Geschichte: Städter halten es in der Stadt nicht mehr aus, weil zu hektisch und zu stressig und zu oberflächlich. Da muss es doch noch mehr geben. Sie beginnen ihr Glück am Land zu suchen. Und siehe da, einige finden es auch. Axel Brüggemann beispielsweise findet sein Glück eher über Umwege. In seinem Buch „Landfrust“ zeichnet er wie der Titel schon verrät ein frustiges Bild der deutschen Provinz. Das Positive an seinem Landfrust ist: Er entzaubert das so häufig kolportierte romantische Bild des Landlebens, Brüggemann versucht mit den idyllischen Klischees aufzuräumen. Was dann in diesem Buch doch langweilig wird, ist die Redundanz seiner Standpunkte, die bald ins Lamentieren kippen. Trotz seelischer Tiefs probiert Brüggemann sein Landleben; bleibt ihm der Schluss zu wünschen: Das Leben auf dem Land lohnt sich.
Mit wesentlich mehr Humor geht da Hilal Sezgin im Buch „Landleben“ an die Sache ran. Sie beschreibt darin, ihre Entwicklung von der Stubenhockerin in der Großstadt zu einem Menschen, der sein Glück am Land, im Freien und mit der Natur findet. Dabei gibt es auch genügend Hindernisse zu überwinden. Lustig aber auch nachdenklich beschreibt Sezgin den Umgang mit ihren Tieren. Zu Beginn liebt sie ihre Tiere einfach nur. Was es aber bedeutet rund um die Uhr für sie da zu sein und sie auch zu pflegen, wenn sie Hilfe benötigen, beschreibt die Autorin auf eine sehr liebenswerte Weise. Viele tierliebende Städter werden sich bei ihrer Erzählung selbst wiederfinden.
Sollten Sie also Landlust empfinden, mit Landfrust und Landleben können Sie die Lust zumindest als Bücherwurm ausleben.

Axel Brüggemann
Landfrust
Ein Blick in die deutsche Provinz
Kindler
ISBN 978-3-4634-0592-6

Hilal Sezgin
Landleben
Von einer, die raus zog
Dumont
ISBN 978-3-8321-9623-3

Vom Himmel hoch

Stadtbauern und Indoor-Urban Farmer aufgepasst: Um eine volle Ausnutzung des Raums zu garantieren, schon mal an die Möglichkeit gedacht, die Pflanzen verkehrt von der Decke wachsen zu lassen? Statt lästigem „sich bücken“, streckt sich der Erntende einfach ein wenig und schon können die Kräuter für das Mittagessen gezupft werden. Die Skyplanter sind platzsparend, stellen einen außergewöhnlichen Blickfang dar und brauchen weniger Wasser als „normale“. Kleiner Nachteil am Rande: Für das Gießen wird natürlich eine Leiter benötigt. Wie das System der Skyplanter tatsächlich funktioniert, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis der Firma Boskke. Tatsache ist, dass die Pflanzen in frischer Erde wachsen, aber eben nicht herunterfallen.
Ratsam ist es sicher, kein schweres Obst oder Gemüse anzubauen. Die Schwerkraft – Sie wissen schon. Aber ist nicht dem Newton ein Apfel auf den Kopf gefallen und dann hatte er die Idee mit der Schwerkraft? Also wer weiß, was einem danach noch einfällt?

Photos: Boskke
Designer: Patrick Morris

Landwirtschaft in der Stadt

Bilderbücher zum Thema Garten gibt es genug. Eine spannende Alternative bildet das Buch „Urban Gardening“, das sich mit der Rückkehr der Gärten in die Städte intensiv auseinandersetzt. Die Soziologin Christa Müller behandelt darin den Garten aus politischer, gesellschaftlicher, ökonomischer, städtebaulicher und kultureller Sicht, zeigt auf, was hinter der Urban Farmer Bewegung tatsächlich steckt. Sie lässt weiters einige andere Autorinnen und Autoren zu Wort kommen, die in äußerst lesenswerten Essays ihren Standpunkt näher ausformulieren.
Christa Müller ist davon überzeugt, dass die Urban Farmer bereits eine Vorreiterrolle übernommen haben. Sie bauen mitten in der Stadt gesunde Lebensmittel an, teilen, tauschen oder verzehren sie gemeinsam. Die Stadt erhält so eine neue Lebensqualität. Damit entsteht aber auch ein neues Verständnis für Urbanität, das unsere westlichen Städte in der Zukunft prägen wird.
In der Mitte dieses empfehlenswerten Buches finden sich ein paar Seiten mit Fotos. Trotz Konzentration auf den Text, hätten mehr Bilder oder Skizzen, beispielsweise über die Stadt von Morgen, diesem Buch nicht geschadet. Dennoch ist „Urban Gardening“ sehr empfehlenswert für all jene, die schon immer mehr über die Stadtbauern-Bewegung wissen wollten.

Christa Müller
Urban Gardening
Oekom Verlag
ISBN 978-3-86581-244-4

Urban Farms, made in Finland

Die Finnen sind ja bekannt für ihre außergewöhnlichen Freizeitbeschäftigungen: Im Luftgitarren-Spielen sind sie einsame Klasse. Schon seit 1996 veranstalten sie in Oulu besonders routiniert die alljährlich stattfindende Luftgitarren-Weltmeisterschaft. Auch die Weltmeisterschaft in der Disziplin des Hanyweitwurfs tragen unsere finnischen Freunde aus. Klar, werden Sie denken, wo denn sonst, darf doch Finnland als der Vorreiter der mobilen Kommunikation bezeichnet werden.
Aber was machen die Finnen da um Himmels Willen mit ihren Fahrzeugen? Die Autos werden mit einer Grasdecke eingehüllt, sodass sie nur mehr schemenhaft als PKWs erkennbar sind. Hecken unsere skandinavischen Freunde gar eine neue Sportart aus, von der wir noch nichts wissen? Oder ist das ein Beitrag der Stadtbauern-Bewegung Helsinkis, die von nun an Blechkarossen in Urban Farms verwandelt.
Sollten Sie öfters in dieser Gegend zu tun haben, dann halten Sie uns doch am Laufenden über diese in Gras-gehüllten PKWs, vielleicht können genau Sie dieses Geheimnis lüften.

Photo: Werner Merzeder

Finnland: Regionale Lebensmittel auf Erfolgskurs

Regionale Lebensmittel werden auch in Finnland immer mehr zum Trend. Bislang ist der finnische Lebensmittelhandel gekennzeichnet durch eine hohe Konzentration zweier Lebensmittelketten – der S- und der Kesko-(K-)Gruppe – die gemeinsam fast ¾ des Markets abdecken. In beiden Ketten sind hohe Verfügbarkeit und garantierte Lieferfähigkeit eines der Hauptargumente für die Listung von Lieferanten. Anbieter regionaler Lebensmittel tun sich schwer überhaupt Platz in den Regalen zu finden.
Neuesten Umfragen (RISC Monitor Food Programme 2010) zufolge spielt es aber für 26% der finnischen Konsumenten durchaus bei der Kaufentscheidung eine Rolle, dass es sich um regionale Lebensmittel handelt. Deswegen wird erwartet,
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