Die Wirtschaftskrise ist gleichzeitig eine Zeit des Aufbruchs und die Zeit der Selbstversorger. Zumindest was die Selbstversorger betrifft. Stadtbauern, Urban Farmer und Stadtimker sind längst nicht mehr ein paar wenige Spinner, sondern sie sind Teil einer immer größer werdenden Gesinnung: Die Produktion von regionalen Lebensmitteln
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Urban farming
Küche auf Rädern für Stadtbauern
Perfekt für Stadtbauern: Um Gemüse und Kräuter gleich nach der Ernte zu verkochen und mit den anderen Urban Farmer gemeinsam das Ergebnis zu genießen, gibt es u. a. die Küche auf Rädern: „Mobile Gastfreundschaft“. Sie besteht aus einer Küche mit Spüle und Gaskocher, einem Sideboard und einem langen Tisch mit Hockern. Dieses Projekt wurde von den beiden Designern Anna Rosinke und Maciej Chmara vom Kollectiv Stadtpark entworfen.
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über_Land bringt die Kuh in die Stadt
Es ist ganz einfach: über_Land bringt die Kuh in die Stadt. Und das mit Hilfe eines Computers. Die Zeichnung – vielen Dank dafür – stammt von einem der wohl jüngsten über_land-Fans. Zarte acht Lenze zählt er, aber schon haarscharf bringt er den Grundgedanken von über_Land aufs Papier. Es geht darum, Stadt und Land zu verbinden.
Neben Schwein und Kuh beschreibt dieser Blog noch ein bisschen mehr: Es geht um die innovativen Seiten des Landes und der Landwirtschaft.
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Grasteppich für zu Hause
Hören Sie als Stadtbauer oder Urban Farmer hin und wieder das Gras wachsen? Kein Grund zur Sorge. Mit diesem Grasteppich kann das schon mal passieren. Aus ihm wächst nämlich echtes Gras. Wie das gehen soll? Die junge Designerin Pia Wüstenberg setzt für „Garden Rug“ als Grundmaterial Filz ein. Dieser ist wasserfest und fördert das Keimen von Moos. Der Grasteppich muss nur mehr gegossen und mit einem speziellen Dünger genährt werden. Dann steht dem begehrten Green im Schlafzimmer oder Arbeitszimmer nichts mehr im Wege.
Pia Wüstenberg, geboren in Deutschland mit jetzigem Wohnsitz in Großbritannien, reagiert mit ihren Entwürfen auf eine zunehmende Verstädterung und die daraus resultierende Abhängigkeit von ausländischen Nahrungsmitteln. Sie zeigt mit ihren Entwürfen in Form von Teppichen oder Möbeln Alternativen auf, wie Nahrung sogar zu Hause wachsen kann. Regionale Lebensmittel wachsen innerhalb der eigenen vier Wände. Wie am Beispiel „Garden Rug“ sprießen aus einem grauen Kissen die kleinen Sämlinge bis zu guter Letzt daraus eine schöne Blume entsteht. Schöner kann kein Ende sein.
Photos: Pia Wüstenberg
Guerilla Gardening im Vormarsch
Urban Farming boomt. In Städten wie Paris, London, Berlin, Zürich und auch Wien treten die urbanen Landwirtschaften in der Stadt in unterschiedlichsten Erscheinungsformen auf. Da gibt es Gärten auf Brachflächen, die in erster Linie der Produktion regionaler Lebensmittel dienen, oder Gemeinschaftsgärten, in denen das soziale Miteinander ganz wichtig ist oder Grünflächen, auf denen Kinder spielerisch ihre ersten Pflanzversuche starten.
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Regionale Lebensmittel in der Stadt
Wie kann ökologische Landwirtschaft in der Stadt funktionieren? Welche Freiräume bedarf es, um regionale Lebensmittel anbauen zu können? Wie müssen Häuser, Straßen und Plätze geplant werden, damit gesundes Essen in der Stadt gute Voraussetzung zum Wachsen findet? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Wanderausstellung „Die Produktive Stadt/Carrot City“, die 2009 an der Ryerson Universität in Toronto initiiert wurde. Die Ausstellung ist bereits viel gereist: Nach Stationen in New York City, Montreal und Casablanca ist sie ab 30. September in Berlin zu sehen, danach in München.
Regionale Lebensmittel im städtischen Raum, in der Gemeinschaft, am Gebäude, auf dem Dach – diese Bereiche thematisiert „Die Produktive Stadt/Carrot City“, die von Mark Gorgolewski, June Komisar und Joe Nasr kuratiert wurde. Die Schau richtet sich an Architekten und Städteplaner ebenso wie an Stadtbauern oder UrbanFarmer. Und an alle, die sich für zukünftige Entwicklungen der Stadt interessieren und für die Möglichkeiten der urbanen Landwirtschaft.
Bleibt zu hoffen, dass die Ausstellung nach ihrem Deutschland-Aufenthalt den Weg nach Wien und Zürich ebenso findet. Denn auch in diesen beiden Städten ist urbane Landwirtschaft immer mehr im Kommen, wie auf so manchem Blog-Eintrag von überLand nachzulesen ist. Der Anbau regionaler Lebensmittel ist längst zu einem Stadtthema geworden; und zeigt sich in unterschiedlichsten Formen: Vom Gemeinschaftsgarten bis hin zum Guerilla Gardening spannt sich der Bogen. Guerilla Gardening verkörpert was Verbotenes. Wohin sich die Guerilla Gardener entwickelten, wie weit ihre Aktionen reichen – mit diesen Themen beschäftigt sich in kurzer Zeit ein eigener Blog-Eintrag auf überLand. Stay tuned.
Weitere Informationen zur Ausstellung: www.carrotcity.org
Termine:
30. September 2011, 18.30 Uhr: Ausstellungseröffnung und Symposium, Architekturmuseum, TU Berlin, Straße des 17. Juni 150, UG
8. November 2011, 18.00 Uhr: Ausstellungseröffnung und Symposium,
Immatrikulationshalle, TU München, Arcisstraße 21, EG
Photo: Eagle Street Rooftop Farms at the East River, Greenpoint, Brooklyn; fotografiert von Joe Nasr
Zur Ausstellung erscheint das gleichnamige Buch:
Carrot City
Creating Places for Urban Agriculture
Mark Gorgolewski, June Komisar, Joe Nasr
Verlag: The Monacelli Press
ISBN-10: 1580933114
ISBN-13: 978-1580933117
Ein Besuch beim Stadtimker in Zürich
Zürich, Anfang September, die letzten heissen Sommertage sind vorüber. Bald verlieren die Laubbäume ihr sommerliches Grün. Abends frischt es auf und die Luft riecht unverkennbar nach Herbst. Stadtbauern und glückliche Gartenbesitzer kommen in den Genuss ihrer Arbeit. Schwer und rot hängen die Tomaten an den Stauden. Kürbisse blähen sich wie orange Vollmonde oder grüne Zeppeline. Nach den Himbeeren kommt jetzt die Zeit der Brombeeren: schwarz und reif locken sie in den dornigen Ranken. Karotten, Kartoffeln und Kohlrabi strecken ihr grünes Kraut in die Höhe: sie wollen raus aus der Erde. Es ist der Anfang der Erntezeit. Unscheinbar nehmen sich in diesem Fest der Farben und Düfte die Stadtimker aus.
Wie bitte? Stadtimker?
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Frisches Gemüse aus dem Garten
Pflichtlektüre für jeden Urban Farmer und Stadtbauern. Die Autorin Celia Brooks Brown beschreibt, was in ihrem kleinen Garten inmitten London das ganze Jahr über wächst. Dabei zeichnet sie ein gesamtheitliches Bild: Sie beginnt beim Säen, gibt Tipps zum Pflanzen und endet in der Küche beim Verarbeiten. Das Buch ist in Jahreszeiten eingeteilt, eine Liste zu Beginn jedes Monats beschreibt die einzelnen Gemüsesorten und wie weit ihr Wachstum gediehen ist. In der letzten Spalte gibt es Querverweise zu weiteren Informationen, was dieses Buch übersichtlich und leicht zu handhaben macht. Stimmungsvolle Fotos von Fauna und Flora aus dem Garten und ansprechende Bilder aus dem Bereich Food-Fotografie treffen voll den Geschmack der Stadtbauern. Bei den Rezepten ist die Rezensentin schon ein wenig kritischer: Beispielsweise die Birnen auf Schokoladenkuchen, die als Ganzes verwendet und aus dem Kuchen ragen, sind mutig. Ob sie auch so schmecken?
Nichts desto trotz ein sehr empfehlenswertes Buch über die Arbeit der Teilzeitgärtnerin Brooks, die von sich selbst behauptet: „Auch wenn ich mich nicht komplett selbst versorge, bin ich sensibel geworden für Nachhaltigkeit, für das Vermeiden von Einkaufswegen, für die Beibehaltung natürlicher Lebenszyklen“. Jetzt wisse sie auch, wie frisches Gemüse schmeckt. Sollten Sie noch kein Stadtbauer sein, dann sind Sie mit diesem Buch sicher auf dem besten Weg dorthin.
Die neue StadtGartenLust
Vom Säen, Ernten, Genießen
Celia Brooks Brown; Fotos: Jill Mead
Deutsche Verlags-Anstalt
ISBN 978-3-421-03823-4
Vom Himmel hoch
Stadtbauern und Indoor-Urban Farmer aufgepasst: Um eine volle Ausnutzung des Raums zu garantieren, schon mal an die Möglichkeit gedacht, die Pflanzen verkehrt von der Decke wachsen zu lassen? Statt lästigem „sich bücken“, streckt sich der Erntende einfach ein wenig und schon können die Kräuter für das Mittagessen gezupft werden. Die Skyplanter sind platzsparend, stellen einen außergewöhnlichen Blickfang dar und brauchen weniger Wasser als „normale“. Kleiner Nachteil am Rande: Für das Gießen wird natürlich eine Leiter benötigt. Wie das System der Skyplanter tatsächlich funktioniert, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis der Firma Boskke. Tatsache ist, dass die Pflanzen in frischer Erde wachsen, aber eben nicht herunterfallen.
Ratsam ist es sicher, kein schweres Obst oder Gemüse anzubauen. Die Schwerkraft – Sie wissen schon. Aber ist nicht dem Newton ein Apfel auf den Kopf gefallen und dann hatte er die Idee mit der Schwerkraft? Also wer weiß, was einem danach noch einfällt?



Photos: Boskke
Designer: Patrick Morris
Landwirtschaft in der Stadt
Bilderbücher zum Thema Garten gibt es genug. Eine spannende Alternative bildet das Buch „Urban Gardening“, das sich mit der Rückkehr der Gärten in die Städte intensiv auseinandersetzt. Die Soziologin Christa Müller behandelt darin den Garten aus politischer, gesellschaftlicher, ökonomischer, städtebaulicher und kultureller Sicht, zeigt auf, was hinter der Urban Farmer Bewegung tatsächlich steckt. Sie lässt weiters einige andere Autorinnen und Autoren zu Wort kommen, die in äußerst lesenswerten Essays ihren Standpunkt näher ausformulieren.
Christa Müller ist davon überzeugt, dass die Urban Farmer bereits eine Vorreiterrolle übernommen haben. Sie bauen mitten in der Stadt gesunde Lebensmittel an, teilen, tauschen oder verzehren sie gemeinsam. Die Stadt erhält so eine neue Lebensqualität. Damit entsteht aber auch ein neues Verständnis für Urbanität, das unsere westlichen Städte in der Zukunft prägen wird.
In der Mitte dieses empfehlenswerten Buches finden sich ein paar Seiten mit Fotos. Trotz Konzentration auf den Text, hätten mehr Bilder oder Skizzen, beispielsweise über die Stadt von Morgen, diesem Buch nicht geschadet. Dennoch ist „Urban Gardening“ sehr empfehlenswert für all jene, die schon immer mehr über die Stadtbauern-Bewegung wissen wollten.
Christa Müller
Urban Gardening
Oekom Verlag
ISBN 978-3-86581-244-4