Mit Humusaufbau unsere Böden retten

Humusaufbau

Statt Dünger, Gift und Gülle kommt nur mehr Kompost auf den Acker. Der wertvolle Humus speichert das Wasser, bindet das CO2 und leistet einen beachtlichen Beitrag zum Klimaschutz. Die Landwirtschaft ist längst kein Klimazerstörer mehr, sondern ein Klimaretter. Eine Fieberfantasie? Nein, in der Ökoregion Kaindorf hat man die Humuswende erfolgreich vollzogen.

Die Überländerin war Ende Juni zum Symposium „Transformation und Kooperation“ in Graz geladen. Es ging dabei um Möglichkeiten übergreifender Kooperationen im Bereich Stadt- und Regionalentwicklung.

Humusaufbau Die Überländerin: Barbara Kanzian
Die Überländerin, Barbara Kanzian, in ihrem Vortrag „Raus in die Stadt“, wo sie die Chancen des Landlebens skizzierte.

Es ging auch darum, wie sich Gemeinden neu aufstellen können, damit ihre Bewohnerinnen und Bewohner gerne dort leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Eine der Gemeinden, die seit einigen Jahren einen neuen Weg geht, ist die Ökoregion Kaindorf (Steiermark/Österreich). Dort hat man sich der Gesundheit des Bodens und in weiterer Folge des Klimas verschrieben. Beim Symposium erzählte Thomas Karner von den mittlerweile international gefragten Humusaufbau-Projekten.

Natürlicher Boden als Basis für nachhaltige Landwirtschaft

Bei dem in Kaindorf durchgeführten Humusaufbau-Programm verbessern die Bauern den Boden auf natürliche Weise. Rund 250 Landwirte haben sich dort zusammengeschlossen. Sie bringen statt Gülle nur Kompost auf ihre Böden.  Nach einigen Jahren des Aufbringens von Kompost samt einer natürlichen, oberflächlichen Bodenbearbeitung ist die Sanierung des Bodens abgeschlossen, dann beginnt der Boden allein zu arbeiten ­– von oben nach unten. Die Vorteile liegen auf der Hand: Eine lockere tiefe Humusschicht kann das Wasser lange speichern oder Starkregen besser aufnehmen. Vor allem kann so ein natürlicher Boden eine große Menge CO2 binden. Dadurch wird auch das Klima entlastet.

Für Humus-Bauern gibt es Geld

Die Landwirte erhalten für gebundenes CO2 ein Erfolgshonorar: 30 Euro pro nachweislich gebundener Tonne CO2. Finanziell unterstützt wird das Humusaufbau-Projekt von Unternehmen, die CO2-Zertifikate kaufen. Das heißt: Sie können den durch ihr Unternehmen entstandenen CO2-Ausstoß mit dem Erwerb der in Humus gebundenen CO2-Mengen kompensieren.

Mittlerweile ist diese Idee schon in ganz Österreich angekommen und mehr als 120 Bauern bewirtschaften eine Gesamtfläche von rund 1.300 Hektar Ackerflächen.

Landwirtschaft soll zum Klimaretter werden

„Rettet den Boden“ haben sich nicht nur die Betreiber der Ökoregion Kaindorf auf die Fahnen geheftet. Der Tatsache, dass die Böden unter unseren Füßen unsere Lebensgrundlage darstellen, geht der Journalist und Buchautor Florian Schwinn in seinem eben erst erschienenen Buch nach. Er bricht darin eine Lanze, eine Humuswende zur Rettung der Böden einzuleiten.

„Denn wenn die Böden erst einmal abgetötet sind, brauchen wir nicht mehr umzudenken – dann verliert auch die biologische Landwirtschaft der Zukunft den Boden unter den Füßen.“

Florian Schwinn in „Rettet den Boden“

Damit es nicht dazu kommt, fordert Schwinn ein sofortiges Umdenken. Seine postulierte Humuswende könnte die Landwirtschaft vom Klimazerstörer zum Klimaretter werden lassen. Damit wäre der lange schon ersehnte Imagewandel vollzogen.

Rettet den Boden Humusaufbau

Florian Schwinn
Rettet den Boden.
Warum wir um das Leben unter unseren Füßen kämpfen müssen.
Westend Verlag
ISBN 9-783-8648-9242-4

Humus-Pionier: Hans Peter Spindler

Einer der Humus-Pioniere in Kaindorf ist Hans Peter Spindler. Mit ihm sprach Ursula Merzeder.

Wie hat denn das Sanieren des Bodens begonnen?

Hans Peter Spindler: Wir haben vier Jahre lang jedes Jahr 100 Kubikmeter Kompost ausgefahren und ihn oberflächlich eingearbeitet. Dazu haben wir einen Grubber oder eine Scheibenegge verwendet – keinen Pflug, denn der hat eine Tiefe von 25 cm. Zu tief also für den Humus, der an der Oberfläche bleiben muss.  

Zuerst haben wir mit einem Hektar Versuchsfläche begonnen, später sukzessive erweitert. Mittlerweile sind es 12 Hektar und weitere werden folgen.

Worauf muss man beim Sanieren des Ackers noch achten?

Hans Peter Spindler: Neben dem oberflächlichen Einarbeiten des Kompostes muss der Acker ganzjährig begrünt werden. Wichtig ist auch ein jährlicher Fruchtwechsel, keine Monokultur.

Wann ist die Sanierung abgeschlossen?

Hans Peter Spindler: Nach vier Jahren arbeitet der Kompost von alleine und der Acker ist stabil. Somit ist unser Auftrag den Boden zu sanieren, abgeschlossen. Das Ergebnis ist ein fruchtbarer und gesunder Boden. Zuviel Humusgehalt hat man nie. Ab 5 Prozent ist das Ziel erreicht.

Was sind die Vorteile eines gesunden Bodens?

Hans Peter Spindler: Ein Acker mit hohem Humusgehalt ist fruchtbarer. Er besitzt eine flaumige lockere Erde, die viel stärker durchwurzelt ist als eine tote Erde. Der größte Vorteil eines Humusbodens aber ist sein Wasserspeichervermögen. Das Wasser kann eindringen und auch Schlagregen aufnehmen, die Erosion ist minimiert.

Was braucht es, um einen Acker zu sanieren?

Hans Peter Spindler: Grundsätzlich muss man selber Geld in die Hand nehmen und den Kompost kaufen. Es gehört ein Umdenken dazu, ob man das will oder nicht. Schließlich wird man feststellen, wenn der Kohlenstoff gebunden wird, dass sich die Anstrengungen gelohnt haben. Und summa summarum ist für mich die Bodensanierung durch den Zertifikatsverkauf gratis.

über_Land

Der Blog über_Land beschäftigt sich mit innovativer Landwirtschaft in der Stadt und auf dem Land. Themen wie Urban Farming, Vertical Farming, Aquaponic stehen genauso im Vordergrund, wie innovative Landwirte, die mit ihren Betrieben neue Wege der Lebensmittelproduktion einschlagen. Der Blog ist seit 2011 online. Gründerin und Herausgeberin ist Barbara Kanzian. Erfahren Sie mehr über sie auf ihrer Unternehmens-Website.

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