Zwischen Himmel und Blüte – Jacaranda-Zeit in Sydney

Jacaranda, SydneyEs gibt Städte, die man sieht – und solche, die man erlebt. Sydney gehört zur zweiten Sorte.
In meinem Fall begann dieses Erleben nicht am ikonischen Operngebäude oder am Bondi Beach, sondern mit einem Baum. Oder genauer: mit einer Farbe.

Ein weiches Lila hing über den Straßen, als hätte jemand den Himmel in Flieder getaucht. Die Jacaranda-Bäume, auch bekannt als Palisanderbäume, blühten. Ganze Alleen schimmerten in diesem fast elektrischen Ton, als würde die Stadt für einen Moment innehalten.

Zumindest hatte ich das so erwartet.
In Wirklichkeit war das Licht zu grell, der Himmel zu azurblau, und das berühmte Violett der Jacaranda-Blüte – na ja, eher ein entschlossenes Blauviolett, das auf Fotos immer anders wirkte als vor Ort. Vielleicht war ich zu früh, vielleicht zu spät. Vielleicht ist Sydney im Frühling einfach resistent gegen perfekte Bilder.

Frühling auf der anderen Seite der Welt

Die Blütezeit der Jacaranda fällt in den australischen Frühling, also in unsere Herbstmonate von Oktober bis Dezember.
Während sich in Mitteleuropa die Bäume entlauben, beginnen sie hier sich neu zu erfinden.
Ein seltsames Gefühl, wenn man aus der nassen Kühle kommt und plötzlich im vollen Frühling auf der Südhalbkugel steht.
Der Körper braucht ein paar Tage um zu verstehen, dass das Kalendergefühl hier nichts gilt.

Auf Jacaranda-Suche in Kirribilli

Ich fuhr über die Sydney Harbour Bridge Richtung Norden, Ziel: Kirribilli. Dort soll es, so heißt es, die schönste Jacaranda-Allee der Stadt geben.
McDougall Street – unscheinbarer Name, große Erwartungen.Jacaranda, Sydney

Und ja, die Bäume waren da. Sie bildeten ein Dach, unter dem Autos langsamer wurden, Menschen anhielten, TouristInnen mit ihren Kameras auf- und abliefen. Und man selbst versucht, die imposanten Bäume im Bild festzuhalten.

Ich machte also Fotos. Viele. Zu viele. Keines davon sah so aus, wie ich das mit den eigenen Augen sehe. Vielleicht ist das die eigentliche Lektion: Man kann eine Stadt nicht abbilden, nur erleben. Und manchmal bleibt vom Bild nur ein Ton, ein Geruch, eine Farbe, die man nicht ganz benennen kann – ein Stück urbaner Natur, das sich der Kontrolle entzieht.

 

Im falschen Licht

Ich hatte mir den Himmel fliederfarben vorgestellt, bekam jedoch grelles Licht, das auf Fotos einen überbelichteten Eindruck hinterlässt. Kein Postkarten-Zauber. Nur Sydney, unbeeindruckt, groß, lebendig.
Und vielleicht war genau das der schönste Moment: zu merken, dass urbane Schönheit nicht von Perfektion lebt, sondern vom Widerspruch – vom falschen Licht, das am Ende das richtige war.

Jacaranda Sydney Kiribilli

 

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Warum Jacarandas bei uns nicht wachsen wollen

Die Jacaranda stammt aus den subtropischen Regionen Südamerikas – aus Brasilien, Paraguay und Nordargentinien.
Sie liebt konstante Wärme, Sonne, milde Nächte. Schon ein kurzer Frost kann sie umbringen.

In Mitteleuropa überleben sie höchstens als Kübelpflanzen in Wintergärten, aber selbst dort blühen sie selten.

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