Marktgärtnerei: Kleine Fläche, große Ernte

Die Marktgärtnerei erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Wie sich eine solche gut planen und erfolgreich führen lässt, legt nun Leon Schleep in seinem zweiten Buch eindrucksvoll und detailliert dar. Ein Beitrag von Katharina Hoff-Powell.

Wie der Titel schon verrät, ist Leon Schleeps neues Buch „Kleine Fläche, große Ernte: Wie du deine eigene Marktgärtnerei auf die Beine stellst“ vor allem für jene gedacht, die ihren eigenen Gemüsebaubetrieb gründen wollen. Hier geht es nicht um Idealismus und graue Theorie, sondern handfeste Hilfestellung in den Bereichen Betriebsgestaltung und Flächendesign. Der Autor geht auf die Zusammenhänge zwischen regenerativer Landwirtschaft, Marktgarten-Design und Profitabilität ein und lässt vor allem auch seine eigenen Erfahrungen einfließen, hat er doch nach seinem Studium der Ökologischen Landwirtschaft zusammen mit Kolleg*innen eine Fläche gepachtet und eine Marktgärtnerei aufgebaut. Sein Fazit: Mit Geduld und guter Finanzplanung kann man es schaffen, gut von der Marktgärtnerei zu leben.

Karotten, Tomaten oder Salat – welche Kultur bringt wieviel?

Gleich nach der Einführung der wichtigsten Begriffe und Definitionen geht es ans Eingemachte: Schleep führt mehrere Tabellen an, die die Deckungsbeiträge verschiedener Gemüsekulturen auflisten, also je nach Gemüsesorte werden der Preis, die Wuchszeit, die zu erwartende Erntemenge und dadurch Einnahmen pro Quadratmeter aufgelistet. Der Wert für den Umsatz pro Woche ist, so Schleep, ein guter Gradmesser für Profitabilität. Und um diese geht es im Marktgarten.

„Krumme Karotte“: ein Beispiel für eine eigene Marktgärtnerei

Gärtnern in der Marktgärtnerei

Was Leon Schleeps Buch auszeichnet, ist die gelungene Mischung aus Fachbegriffen, Methoden und Werkzeugen, gepaart mit eigenen Erfahrungen und Interviews mit anderen Marktgärtner*innen. Der Clou an dem Buch aber ist, dass der Autor den Aufbau eines eigenen Betriebes noch anschaulicher und greifbarer gestaltet, indem er den Planungsprozess eines Marktgartens, der „Krummen Karotte“ in jedes Kapitel –thematisch passend – einbettet. So können Leser*innen sich die umfassenden Informationen zur Gestaltung eines Betriebes – Stichwort Beetlänge und -breite, Till oder No-Till-Methode, Vor- und Nachteile begrünter Wege, Infrastruktur, Folientunnel, Agroforst, – nochmals in der Anwendung vor Augen führen. Außerdem wird auch über Planungsfehler gesprochen, um den Leser*innen die Stolpersteine aus eigener Erfahrung schon vorweg aus dem Weg zu räumen.

Fazit

Das Buch hält, was der Titel verspricht. Auf 245 Seiten werden wirtschaftliche Faktoren, Flächenplanung und notwendige Infrastruktur sowie Gerätschaften im Detail besprochen. Nach der Lektüre hat man direkt das Gefühl, loslegen zu können. Es ist, mit den Worten des Autors selbst, ein Buch von Gärtner*innen für Gärtner*innen“.

Der Autor Leon Schleep brennt für das Thema Marktgärtnerei. Deswegen hat er sich die Zeit genommen und ein paar Interviewfragen zu seinem Buch beantwortet. Hier das Interview in voller Länge.

Interview mit Leon Schleep

Katharina: Du bist Autor zweier Bücher, hast ökologische Landwirtschaft studiert und eine Marktgärtnerei aufgebaut. Was hat dich dazu bewogen, eine Marktgärtnerei zu gründen?

Leon: Es war während des Studiums schon immer mein Traum, selber Gemüse anzubauen. Als dann der Beginn der Covid-Pandemie quasi zeitgleich mit meinem Studienende zusammenfiel, dachten wir, – mein Gärtnerkollege Tim und ich – dass das doch ein guter Zeitpunkt für den Start dieser Idee sei. Denn viele andere Sachen konnte man eh nicht machen, wir waren viel draußen und die Leute waren sehr an gutem und gesundem Gemüse interessiert.

Katharina: Ich muss gestehen, ich habe mich sehr auf dein zweites Buch gefreut und dann gleich am Anfang der Einleitung gelesen, dass du die Gemüseinsel aufgibst, um zu reisen. Das hat meine Lese-Euphorie erstmal gebremst, da ich mich gefragt habe, warum du deinen (oder meinen!) Lebenstraum schon nach dreieinhalb Jahren aufgibst. Was treibt dich in die Welt hinaus und wo siehst du dich in Zukunft?

Leon: Wir haben in den letzten dreieinhalb Jahren sehr viel gelernt und viel Spaß gehabt. Aber Gemüse ist nun einmal nicht das Einzige im Leben. Wir sind recht spontan damals nach Dietzenrode in Thüringen gekommen und haben uns immer gesagt, dass wir nach drei Jahren nochmal schauen, ob alles so ist, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben dann gemerkt, dass Dietzenrode vielleicht nicht der Ort für immer ist – auch wenn es dort super schön ist. Außerdem haben sich bei uns auch noch privat einige Dinge geändert, weshalb wir Lust hatten nochmal andere Orte kennenzulernen. Uns war aber immer wichtig, dass die Gemüseinsel weitergeführt wird. Deshalb sind wir jetzt sehr glücklich zwei tolle Nachfolger*innen gefunden zu haben. Die beiden werden den Betrieb bestimmt sehr gut weiterführen!

Katharina: Deine Definition von regenerativer Landwirtschaft ist inspirierend: Land so zu bewirtschaften, dass die Gesundheit der Ökosysteme verbessert wird und gleichzeitig soziale Aspekte mitgedacht werden, wobei der Ertrag optimiert und nicht maximiert wird. Wie siehst du in diesem Kontext den geschützten Anbau bzw. Folientunnel? Haben diese neben der Ertragssteigerung noch einen Wert bzw. ginge es deiner Meinung nach auch ohne?

Leon: Im kommerziellen Anbau sehe ich derzeit eher weniger Chancen auf Folientunnel zu verzichten. Zumindest wenn man auch Tomaten, Gurken etc. verkaufen will. Auch im Frühjahr und im Herbst sind die Tunnel super wichtig, um die Erntefenster zu vergrößern. Klar, Folientunnel sind nicht super ästhetisch, aber gleichzeitig muss auf diese Art und Weise weniger Gemüse importiert werden.

Leon Schleep: Cover vom Buch "Kleine Fläche, große Ernte"

Katharina: Marktgarten und Tierhaltung = Die Vereinbarkeit der beiden wird im Buch kurz angesprochen. Habt ihr das auf der Gemüseinsel probiert? Wie waren eure Erfahrungen damit?

Leon: Wir hatten mal drei Laufenten, die Schnecken sammeln sollten. Aber so richtig erfolgreich war das nicht.

Katharina: Welches ist dein Lieblings-Werkzeug, -Tool oder -Gerät im Gemüseanbau und warum?

Leon: Vielleicht würde ich unseren Grid-Marker wählen. Das ist eine Rolle, auf der Markierungen sind. Damit rollen wir vor dem Pflanzen einmal über das Beet und dann sind alle Pflanzstellen markiert. Damit sparen wir uns sehr viel Zeit. Zu Beginn, als wir ihn noch nicht hatten, hat die Markierung ewig gedauert.

Danke für das Gespräch.

Leon Schleep
Kleine Fläche, große Ernte
Löwenzahn Verlag
ISBN 978-3-7066-2985-0

Alle Fotos: Löwenzahn Verlag/Fabian Weiss

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