Zukunft der Ernährung als Turmbau zu Mailand

 

Expo MailandWie lässt sich eine ausreichende Ernährung für jeden von uns in Zukunft sicherstellen? Diese brisante Frage beherrscht die Weltausstellung 2015 in Mailand, die unter dem Thema „Den Planeten ernähren – Energie für das Leben“ stattfindet. Die Schweiz widmet sich mit dem Projekt Confooderatio Helvetica der Verschwendung und der ungleichen Verteilung der Lebensmittel. Ein spannendes Projekt. Doch gerät das Land dabei in die Hände der Agro-Multis? Nach Italien und Deutschland ist der Schweizer Pavillon der drittgrößte. Er besteht aus vier Türmen aus Glas und Holz, in denen sich Lebensmittel befinden. Die Besucher können zwischen den Türmen spazieren und sich frei mit Nahrungsmitteln bedienen. Die Türme werden aber nicht neu befüllt und so gehen mit der Zeit die Vorräte zu Ende. Nahrung ist eben nicht unbegrenzt vorhanden. Jeder Besucher kann aber mit seinem Tun mitbestimmen, wie lange die Vorräte noch reichen werden. Während der eine übermäßig viel wegnimmt, bleibt dem anderen weniger über, obwohl dieser das gleiche Recht auf Nahrung hat. Es geht um die Verschwendung, die ungleiche Verteilung und die Zentralisierung der Produktion, die weltweit 800 Millionen Menschen noch immer an Hunger leiden lässt.

schweizer_pavillon_expo_milano_2015_03Über Plakate und Video-installationen werden die Besucher eingeladen, ihr eigenes Konsum-verhalten zu reflektieren. Verdeutlicht wird die fortschreitende Leere der Regale in den Plattformen der Türme, die sich zu senken beginnen. Den Wettbewerb für den Schweizer Beitrag Confooderatio Helvetica hat das Büro Netwerch Architektur in Brugg (CH) klar für sich entschieden.

Als Hauptsponsor dieses mit 10 Millionen Franken bezifferten Projektes (Kosten für Pavillon und Türme), das den nachhaltigen Umfang mit Lebensmitteln thematisiert, fungiert der Agro-Konzern Syngenta. Nicht nur bei NGO’s hagelte es deswegen an Kritik. „Syngenta ist alles andere als ein Wohltäter der Menschheit“, heißt es auch in der schriftlichen Anfrage des Baseler Stadtregierungsrates an den Großen Rat und man erwarte sich, dass das sensible Thema der Welternährung nicht einseitig aus der Sicht der Agro-Industrie abgehandelt wird. Als weiterer potenzieller Sponsor tritt Nestlé auf den Plan. So soll ein Turm die Schweiz als großen Kaffee-Exporteur zeigen und ein zweiter soll mit Wasser oder Milchpulver befüllt werden, kolportiert die Neue Zürcher Zeitung.

Hat die Zukunft der Agro-Industrie bereits ihren Weg vorgezeichnet? Sind es die Convenience-Produkte, die flächendeckend ihren Siegeszug antreten und allmählich regionale, nachhaltige Lebensmittel in den Schatten stellen? Die Expo 2015 stellt eine große Chance dar, das Thema der sozialen Verantwortung im Lebensmittelbereich ehrlich zu behandeln. Noch ist nichts entschieden und es bleibt die Hoffnung der Initiatoren, „dass jeder, der die Weltausstellung verlässt, sich bewusst werden sollte, was im Bereich Ernährung weltweit passiert“.

Architektur: © Netwerch; Visualisierung: © nightnurse images

 

 

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