Friedrich mit „dem Bien“ auf dem Ökohof

An_den_Bienenvölkern_am_HeidebienenstandFriedrich Rosenthal ist Veterinär-Student in Berlin. Daneben betreibt er mit seinem Vater und den zwei Geschwistern den Ökohof Fläming. Seine besondere Leidenschaft gilt den Bienen. Warum aus der ursprünglichen Idee des Bioziegenhofs nichts wurde und was die Familie jetzt im Nebenerwerb erwirtschaftet, erzählt Friedrich im folgenden Interview.

Seit wann wohnen Sie am Land?

Friedrich Rosenthal: Im Herbst 1999 sind wir nach Schopsdorf gezogen – ein Dorf mit nur 275 Einwohnern. Davor haben wir schon ein paar Jahre im Landkreis Jerichower Land gewohnt und einen kleineren Vierseithof gepachtet.

1999 haben Sie  vergrößert und einen halben Hektar Land mit Stall- und Wohngebäuden erworben. Warum dieser Schritt?

Friedrich Rosenthal: Wir haben uns damals entschlossen, den Resthof zu kaufen, da uns zahlreiche landwirtschaftliche Flächen in der Umgebung in Aussicht gestellt wurden. Wir wollten schon seit langer Zeit in die Landwirtschaft einsteigen. Zunächst wollten wir einen Ziegenhof aufbauen. Von Anfang an war klar, dass wir ökologische Landwirtschaft betreiben wollten. Pestizide etc. haben wir bei der Erzeugung von Futtermitteln nie in Betracht gezogen.

Ihnen wurde mehr Land in Aussicht gestellt. Was wurde draus?

Friedrich Rosenthal: Der Verkäufer hatte uns beim Verkauf noch einige Flächen zur Pacht in Aussicht gestellt, die zum Zeitpunkt des Verkaufs allerdings noch verpachtet waren. Nach Ende der laufenden Pachtverträge sollten wir die Flächen zur Pacht erhalten. Leider verstarb der Verkäufer einige Zeit darauf. Die Erben zogen es vor, die Flächen zu verkaufen. Über die zugesprochene Verpachtung gab es leider keine schriftlich festgehaltene Abmachung. Damit ergab sich das Problem, dass wir kein Land erhielten. Die Richtlinien der Ökoanbauverbände sehen aber vor, dass je nach Verband 50% bis 100% des Futters auf betriebseigenen Flächen produziert werden. Damit war uns der Weg zu biologischer Landwirtschaft zunächst verbaut.

Mit dem beabsichtigten Bioziegenhof war es damit vorbei. Wie haben Sie dann Ihre Landwirtschaft ausgerichtet?

Friedrich Rosenthal: Da wir bis heute lediglich 3 Hektar Grünland in der Umgebung pachten konnten, haben wir seit 2009 die Imkerei zur zentralen Säule unserer Landwirtschaft entwickelt. Bienenhaltung lässt sich auch gut ohne Land betreiben, die Bienen fliegen wohin sie wollen. Gleichzeitig leistet man damit einen wichtigen ökologischen Beitrag.

Bislang haben wir nur die Imkerei nach Bio-Richtlinien zertifizieren lassen können, sie läuft bisher als einziger Betriebszweig im Nebenerwerb. Neben der Imkerei versuchen wir nun Geflügel- und Milchschafhaltung in den Nebenerwerb zu bringen, um mit diesen Komponenten also ganzheitlich die Landwirtschaft zum Haupterwerb zu machen. Die Planungen dazu sind im Gange.

Nils Rosenthal mit den Pferden Rubinia und Elfi nach dem Pflügen.
Nils Rosenthal mit den Pferden Rubinia und Elfi nach dem Pflügen.

Ein weiterer wichtiger Betriebszweig ist unsere Pferdefuhrhalterei. Mit unseren beiden Kaltblutpferden bieten wir neben Kutschfahrten auch die Bewirtschaftung von Ackerflächen mit Pflug, Egge und allem, was sonst noch dazu gehört, sowie die Bewirtschaftung von Wäldern an. Die Arbeit mit den Tieren bereitet uns besonderen Spaß. Privat reiten wir sie auch.

Die Nachfrage nach der Waldbewirtschaftung hält sich aber leider stark in Grenzen.

Möchten Sie irgendwann hauptberuflich Landwirt werden?

Friedrich Rosenthal: Ich führe den Betrieb seit meinem 18. Geburtstag und habe mich davor intensiv mit der Imkerei auseinander gesetzt und diese aufgebaut. Hauptberuflich studiere ich Veterinärmedizin im 100km entfernten Berlin, da habe ich unter der Woche relativ wenig Zeit. Mein Vater führt im Haupterwerb nach wie vor das Ingenieurbüro, nebenerwerbsmäßig macht er die Landwirtschaft mit und versorgt die Tiere unter der Woche. Außerdem betreut er die Teilnehmer des Freiwilligen Ökologischen Jahres.

Ihre jüngeren Geschwister helfen auch fleißig im Betrieb mit. Wer macht was?

Friedrich Rosenthal: Meine Geschwister sind meistens auch nur am Wochenende zuhause. Mein Bruder Julian (18) kümmert sich um seine Schafe, das ist sein Hoheitsgebiet. Ansonsten packt er aber auch immer bei größeren Projekten auf dem Hof gerne an. Meine Schwester Sophia (13) hat die drei Schweine in ihr Herz geschlossen. Nichtsdestotrotz war es von Anfang an klar, dass die beiden Knirpsschweinchen einmal geschlachtet werden sollen.

Friedrich und Sophia beim Verkaufen ihrer Produkte.
Friedrich und Sophia beim Verkaufen ihrer Produkte.

Ansonsten hilft sie gerne bei der Vermark- tung, bei der Dekora- tion und der Gestaltung von Marktstän- den.  Aber auch den direkten Verkauf unterstützt sie mit großer Freude.

Sie haben erzählt, dass Sie sich seit über fünf Jahren mit Bienen intensiv beschäftigen. Was fasziniert Sie dabei?

Friedrich Rosenthal: Die Völker der Honigbienen stellen eindrucksvolle „Staaten“ dar. Die Kooperation der Individuen in einem Bienenvolk ist so eng und stark verknüpft, dass man auch gerne von einem Superorganismus spricht. Bei dieser Bezeichnung betrachtet man ein Bienenvolk als einen ganzen Organismus, den man im Fachjargon „Der Bien“ nennt. Die Königin heißt zwar so, ist aber nur ein Teil des Volkes. Dass diese Insektenstaaten so funktionieren und von der Gemeinschaft getragen werden ohne einen Befehlshaber oder eine führende Riege, das ist schon beeindruckend.

Was bedeutet Ihnen insgesamt die Landwirtschaft?

Friedrich Rosenthal: Sie ist für mich von großer Bedeutung. Im Vergleich mit dem Leben in der Großstadt Berlin würde ich das Land in jedem Fall vorziehen. Zum einen ist mir die Arbeit an der frischen Luft sehr wichtig, zum anderen bedeuten mir die Tiere auch sehr viel. Außerdem erfüllt es mich mit einer Zufriedenheit und Freude am Ende, die Produkte, die man selbst erzeugt hat, zu verzehren.

Meines Erachtens sollte die Landwirtschaft auch in der Bildung einen viel größeren Stellenwert haben. Viele Menschen wissen heute gar nicht mehr, wie man Lebensmittel produziert, wie das Fleisch in den Supermarkt kommt. Ich finde, es sollte schon in der Schule das Interesse an der Lebensmittelproduktion geweckt werden und somit der Grundstein für eine bewusste Ernährung gelegt werden. Dies würde auch der hiesigen Landwirtschaft durch eine geförderte Direktvermarktung und entsprechend bessere Preise zugute kommen.

Blick auf den Ökohof Fläming: Die Feldsteinscheune ist das älteste Gebäude im Ort.
Blick auf den Ökohof Fläming: Die Feldsteinscheune ist das älteste Gebäude im Ort.

Was zeichnet Ihren Ökohof aus?

Friedrich Rosenthal: Unser Hof zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Tierarten aus, die es heute nicht mehr allzu oft gibt.

In welchen Bereichen sind Sie heute Selbstversorger?

Friedrich Rosenthal: Die Selbstversorgung mit Kartoffeln, Honig und Bienenwachskerzen können wir ganzjährig erreichen. Verschiedene Obst- und Gemüsesorten wie Möhren, Topinambur, Brombeeren, Birnen und Äpfel kommen in der Saison noch hinzu, dort haben wir allerdings nicht genügend Fläche, um genügend zum Lagern anzubauen. Je nach Jahr bauen wir auch verschiedene Kräuter an. Eine ganzjährige bzw. beinahe ganzjährige Versorgung mit Schweinefleisch und Schafmilch sollen nun in diesem Jahr folgen. Unsere Sau Lotta wird demnächst wieder gedeckt, so können wir ab nächstem Jahr auch unseren Kunden Schweinefleisch anbieten.

Hat sich Ihre Landwirtschaft auf Nachbarn oder Umgebung positiv ausgewirkt? Gab es spürbare Veränderungen?

Friedrich Rosenthal: Die ersten Reaktionen auf unsere Bienen waren damals eher zurückhaltend. Manch einer fürchtete gestochen zu werden. Aber unsere Bienen sind sehr friedliebend und greifen nicht ohne Grund an. Die Aufregung legte sich bald.

Einige Zeit später kam aus dem Dorf die Anregung, ob wir nicht auch Honigmet produzieren würden. Der Nachfrage nach alkoholischen Getränken wollen wir in diesem Jahr nachkommen.

Des Weiteren gab es Interessenten, die selbst gern Bienen in ihrem Garten hätten, selbst aber keine Zeit zum Betreiben der Imkerei haben. Seitdem bieten wir unseren Kunden an, ein Bienenvolk, oder auf Wunsch auch mehrere, in ihrem Garten aufzustellen und zu betreuen. Die Familien erhalten die gesamte Ernte aus ihrem Bienenvolk und können ihren Gästen Honig aus ihrem eigenen Garten anbieten.

Zum Abschluss darf ich Sie für unsere über_Land-Leser noch um einen Spezial Tipp bitten. Stichwort: Honig.

Friedrich Rosenthal: Honig lässt sich vielfältig verwenden. Neben der Verwendung als Brotaufstrich empfiehlt sich Honig auch als gesunde Alternative für Zucker im Tee und auch in Gebäcken. Um die wertvollen Inhaltsstoffe wie Vitamine und Enzyme zu erhalten, empfehlen wir, den Honig dem Tee erst hinzuzufügen, sobald dieser Trinktemperatur erreicht hat. Gleiches gilt auch beim Zusatz von Honig in anderen Heißgetränken. Bei der Verwendung in Gebäcken ist zu beachten, dass der Honig nur zu 80 bis 84% aus Zucker besteht und 16-20% Wasser sind. Entsprechend sollte ein Viertel (Zucker in Gramm x 1,25) mehr Honig verwendet und die Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser oder Milch entsprechend reduziert werden.

Danke für das Gespräch und Ihren Tipp.

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