Ein Besuch beim Stadtimker in Zürich

Stadtimker in ZürichZürich, Anfang September, die letzten heissen Sommertage sind vorüber. Bald verlieren die Laubbäume ihr sommerliches Grün. Abends frischt es auf und die Luft riecht unverkennbar nach Herbst. Stadtbauern und glückliche Gartenbesitzer kommen in den Genuss ihrer Arbeit. Schwer und rot hängen die Tomaten an den Stauden. Kürbisse blähen sich wie orange Vollmonde oder grüne Zeppeline. Nach den Himbeeren kommt jetzt die Zeit der Brombeeren: schwarz und reif locken sie in den dornigen Ranken. Karotten, Kartoffeln und Kohlrabi strecken ihr grünes Kraut in die Höhe: sie wollen raus aus der Erde. Es ist der Anfang der Erntezeit. Unscheinbar nehmen sich in diesem Fest der Farben und Düfte die Stadtimker aus.

Wie bitte? Stadtimker?
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Frisches Gemüse aus dem Garten

Pflichtlektüre für jeden Urban Farmer und Stadtbauern. Die Autorin Celia Brooks Brown beschreibt, was in ihrem kleinen Garten inmitten London das ganze Jahr über wächst. Dabei zeichnet sie ein gesamtheitliches Bild: Sie beginnt beim Säen, gibt Tipps zum Pflanzen und endet in der Küche beim Verarbeiten. Das Buch ist in Jahreszeiten eingeteilt, eine Liste zu Beginn jedes Monats beschreibt die einzelnen Gemüsesorten und wie weit ihr Wachstum gediehen ist. In der letzten Spalte gibt es Querverweise zu weiteren Informationen, was dieses Buch übersichtlich und leicht zu handhaben macht. Stimmungsvolle Fotos von Fauna und Flora aus dem Garten und ansprechende Bilder aus dem Bereich Food-Fotografie treffen voll den Geschmack der Stadtbauern. Bei den Rezepten ist die Rezensentin schon ein wenig kritischer: Beispielsweise die Birnen auf Schokoladenkuchen, die als Ganzes verwendet und aus dem Kuchen ragen, sind mutig. Ob sie auch so schmecken?
Nichts desto trotz ein sehr empfehlenswertes Buch über die Arbeit der Teilzeitgärtnerin Brooks, die von sich selbst behauptet: „Auch wenn ich mich nicht komplett selbst versorge, bin ich sensibel geworden für Nachhaltigkeit, für das Vermeiden von Einkaufswegen, für die Beibehaltung natürlicher Lebenszyklen“. Jetzt wisse sie auch, wie frisches Gemüse schmeckt. Sollten Sie noch kein Stadtbauer sein, dann sind Sie mit diesem Buch sicher auf dem besten Weg dorthin.

Die neue StadtGartenLust
Vom Säen, Ernten, Genießen
Celia Brooks Brown; Fotos: Jill Mead
Deutsche Verlags-Anstalt
ISBN 978-3-421-03823-4

Vom Himmel hoch

Stadtbauern und Indoor-Urban Farmer aufgepasst: Um eine volle Ausnutzung des Raums zu garantieren, schon mal an die Möglichkeit gedacht, die Pflanzen verkehrt von der Decke wachsen zu lassen? Statt lästigem „sich bücken“, streckt sich der Erntende einfach ein wenig und schon können die Kräuter für das Mittagessen gezupft werden. Die Skyplanter sind platzsparend, stellen einen außergewöhnlichen Blickfang dar und brauchen weniger Wasser als „normale“. Kleiner Nachteil am Rande: Für das Gießen wird natürlich eine Leiter benötigt. Wie das System der Skyplanter tatsächlich funktioniert, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis der Firma Boskke. Tatsache ist, dass die Pflanzen in frischer Erde wachsen, aber eben nicht herunterfallen.
Ratsam ist es sicher, kein schweres Obst oder Gemüse anzubauen. Die Schwerkraft – Sie wissen schon. Aber ist nicht dem Newton ein Apfel auf den Kopf gefallen und dann hatte er die Idee mit der Schwerkraft? Also wer weiß, was einem danach noch einfällt?

Photos: Boskke
Designer: Patrick Morris

Landwirtschaft in der Stadt

Bilderbücher zum Thema Garten gibt es genug. Eine spannende Alternative bildet das Buch „Urban Gardening“, das sich mit der Rückkehr der Gärten in die Städte intensiv auseinandersetzt. Die Soziologin Christa Müller behandelt darin den Garten aus politischer, gesellschaftlicher, ökonomischer, städtebaulicher und kultureller Sicht, zeigt auf, was hinter der Urban Farmer Bewegung tatsächlich steckt. Sie lässt weiters einige andere Autorinnen und Autoren zu Wort kommen, die in äußerst lesenswerten Essays ihren Standpunkt näher ausformulieren.
Christa Müller ist davon überzeugt, dass die Urban Farmer bereits eine Vorreiterrolle übernommen haben. Sie bauen mitten in der Stadt gesunde Lebensmittel an, teilen, tauschen oder verzehren sie gemeinsam. Die Stadt erhält so eine neue Lebensqualität. Damit entsteht aber auch ein neues Verständnis für Urbanität, das unsere westlichen Städte in der Zukunft prägen wird.
In der Mitte dieses empfehlenswerten Buches finden sich ein paar Seiten mit Fotos. Trotz Konzentration auf den Text, hätten mehr Bilder oder Skizzen, beispielsweise über die Stadt von Morgen, diesem Buch nicht geschadet. Dennoch ist „Urban Gardening“ sehr empfehlenswert für all jene, die schon immer mehr über die Stadtbauern-Bewegung wissen wollten.

Christa Müller
Urban Gardening
Oekom Verlag
ISBN 978-3-86581-244-4

Urban Farms, made in Finland

Die Finnen sind ja bekannt für ihre außergewöhnlichen Freizeitbeschäftigungen: Im Luftgitarren-Spielen sind sie einsame Klasse. Schon seit 1996 veranstalten sie in Oulu besonders routiniert die alljährlich stattfindende Luftgitarren-Weltmeisterschaft. Auch die Weltmeisterschaft in der Disziplin des Hanyweitwurfs tragen unsere finnischen Freunde aus. Klar, werden Sie denken, wo denn sonst, darf doch Finnland als der Vorreiter der mobilen Kommunikation bezeichnet werden.
Aber was machen die Finnen da um Himmels Willen mit ihren Fahrzeugen? Die Autos werden mit einer Grasdecke eingehüllt, sodass sie nur mehr schemenhaft als PKWs erkennbar sind. Hecken unsere skandinavischen Freunde gar eine neue Sportart aus, von der wir noch nichts wissen? Oder ist das ein Beitrag der Stadtbauern-Bewegung Helsinkis, die von nun an Blechkarossen in Urban Farms verwandelt.
Sollten Sie öfters in dieser Gegend zu tun haben, dann halten Sie uns doch am Laufenden über diese in Gras-gehüllten PKWs, vielleicht können genau Sie dieses Geheimnis lüften.

Photo: Werner Merzeder

Vom Autofahren zum Gemüseernten

In der ehemaligen DDR war der Besitz eines eigenen Fahrzeuges ganz was Besonderes. Viele Bürger meldeten sich daher schon mit 18 Jahren auf einen der zwei möglichen Autofabrikate an: Vor dem Kauf eines Fahrzeugs der Marke Trabant oder Wartburg wurde eine Garage gebaut, denn dieses Auto musste ein Leben lang halten. Das eigene Auto war weit mehr als nur ein Transportmittel, es war ein vierrädiger Freund und hatte Kultstatus (wie im Westen übrigens auch). Und die Garagen für den Trabi nahmen in den Hinterhöfen der Wohnbauten zentrale Plätze ein und spiegelten den Stellenwert dieser Kultobjekte wieder. Sie spielten in diesen Höfen die Hauptrolle.
Als ich die Box der Urban Farmers zum ersten Mal sah, habe ich sofort an die Garagen der Trabis gedacht.
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Europes Next Top Farmer

Es ist soweit: die Stadtbauern oder Urban Farmer erobern den Catwalk. Statt Klamotten sind es Werkzeuge wie Scheibtruhe (Schubkarren, Karette) und Arbeitsschuhe, die im Blitzlichtgewitter im Mittelpunkt stehen. Bis es jedoch ein Urban Farmer an die Spitze schafft und international mitmischen kann, hat er harte Prüfungen zu bestehen. Vielleicht bieten diese den Stoff für eine nächste große Casting-Show: In Europes Next Top Farmer beweisen die Stadtbauern auf Urban Farms nicht nur gute Figur, sondern sie müssen zeigen, dass sie für die ökologische Landwirtschaft geeignet sind: In drei Minuten ist bei sengender Mittagshitze ein Beet umzustechen oder ein großer Baum mit Wurzeln auszugraben oder Nacktschnecken zu …. Es wird ein harter Weg für die Kandidaten und nur ein Urban Farmer wird es schaffen, den stolzen Titel zu tragen. Für die vielen anderen Stadtbauern wird es heißen: „Ich habe heute leider kein Photo für Dich!“

Photo: Peter Stigter

Stadtbauern auf Touren

Ökologische Landwirtschaft in der Stadt, oder trendiger ausgedrückt Urban Farming ist in (fast) aller Munde. Begonnen hat es mit dieser Form der ökologischen Landwirtschaft in Kanada, dann ging die Bewegung in die USA über, wo sie in den Großstädten so richtig zum Trend gehypt wurde. Seit einigen Jahren sind die Urban Farmer mit ihren unterschiedlichen Konzepten der ökologischen Landwirtschaft auch in Europa angekommen. Speziell in Berlin brachten es einige Gärten bereits zu Popularität über deutsche Grenzen hinweg z. B. Rosa Rose, www.rosarose-garten.net oder die Prinzessinnengarten, www.prinzessinnengarten.net .
In der Schweiz gibt es ebenfalls spannende Ansätze: überLand berichtete auf diesem Blog bereits vom Aquaponic-Projekt der urbanfarmers, www.urbanfarmers.ch . Als Pioniere in Punkto Urban Farming gelten die
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