Kleinod im Industrieviertel

HafengartenZuerst war der Bauernhof. Nach dem 2. Weltkrieg siedelten sich im Hafenviertel von Linz mehr und mehr Gewerbebauten an. Den Bauernhof der Familie Wiesmayr-Lahmer gibt es heute noch immer und er wurde um einen Gemeinschaftsgarten für Urban Farmers bereichert. Eine blühende Oase inmitten funktionaler Gewerbebauten. Links und rechts nur Industriegebäude und plötzlich – fast verborgen – eröffnet sich hinter einem Zaun mit altem Baumbestand ein weites Stück Garten. Es ist der Bauernhof der Familie Wiesmayr-Lahmer. Auf 1,2 Hektar wird hier Obst und Gemüse direkt in der Stadt angebaut.

Hafengarten FischEs ist ein klein strukturierter Hof, der immer schon auf unterschiedliche Standbeine setzen musste. So sind beispielsweise Vater Franz Lahmer und Sohn Franz Wiesmayr Berufsdonaufischer. Oder ein Teil der landwirtschaftlichen Fläche wird verpachtet.

Die beiden Söhne, Franz und Christoph, wollten diesen eingeschlagenen Weg weiter tragen. Sie bemerkten, dass „andere Menschen uns gerne besuchen und das Abtauchen in ein Stück Land in der Stadt schätzen.“ Aus dieser Haltung entstand die Idee für einen Gemeinschaftsgarten.

Gemeinschaftlicher „Hafengarten“

So wurde auf einem Teil der landwirtschaft-lichen Fläche der gemeinschaftlich genutzte Hafengarten realisiert. Auf drei Ackerstreifen wird beinahe alles, was das Gärtnerherz begehrt, angebaut: Kartoffel, Melonen, Kürbisse oder Zwiebel. Ein eigener Ackerstreifen dient dem Experimentieren, wo jeder der Stadtgärtner seine Lieblingspflanzen ausprobieren kann. Es gibt auch Bienen, der Stock selbst ist in einem Holzgerüst untergebracht, das zugleich als Kräutergarten dient. Es wird selbst kompostiert, gemulcht oder Brennesseljauche angesetzt.

In Punkto Perma-kultur berät hier einer, der sich besonders gut dabei auskennt: Richard Mahringer. Er hat eine landwirt-schaftliche Ausbildung absolviert, weiß vieles über Permakultur und wird immer gerne bei UrbanFarming-Projekten als Experte hinzugezogen.

Hafengarten mit Christoph WiesmayrOrganisiert wird der Hafengarten vom Verein Schwemmland, den Christoph Wiesmayr ins Leben gerufen hat. Dem Verein ist es wichtig, das Gemeinschaftliche zu fördern. Neben dem Gärtnern gibt’s Grillabende und auch fachliche Workshops. So findet beispielsweise am kommenden Wochenende die spannende zweitägige Veran-staltung „Wachstumsphase – Urbanes Gärtnern“ statt. Erwartet wird die Doyenne in Sachen UrbanFarming: Christa Müller. Sie ist am 20. Jänner bei den Fabrikanten zu Gast. Auch Raumplaner Philipp Stierand von Speiseräume wird seine Gedanken über „Lebensmittel, die Stadt gestalten“ in gewohnter, inhaltsstarker Weise präsentieren.

Schwemmland

Der Verein Schwemmland ist weit mehr als ein Programmveranstalter. Wie schon erwähnt steckt Bauernsohn und Architekt Christoph Wiesmayr dahinter, der auf dem Hof der Eltern in der Stadt aufgewachsen ist. „Ich bin eigentlich vom Land gekommen und war doch auch Städter“.Hafengarten und Schwemmland

Diese Mischung aus urbanen und ruralen hat Christoph so beschäftigt, dass er es auch zum Thema seiner Diplomarbeit gemacht hat. Gemeinsam mit Bernhard Gilli stellte er eine Agenda auf, die sich für das Überleben der „rurbanen Nischen“ einsetzt. Als Vermittler und Diskussionsplattform fungiert dabei Schwemmland, wo Ideen und Visionen ihren Platz bekommen.

Restflächen – sowie der Bauernhof seiner Eltern – sollen vor dem globalen Ausverkauf bewahrt und auch der Stadtbevölkerung als Lebensraum eröffnet werden. Mit dem Hafengarten wurde bereits ein erster wichtiger Schritt realisiert, der für diese letzten verbleibenden Flächen eine lebenswerte Atmosphäre für Kommunikation und Entschleunigung schafft.

Veranstaltung: Wachstumsphase – Urbanes Gärtnern

Mehr Details zur Impulsveranstaltung „Wachstumsphase – Urbanes Gärtnern“ am 20. bis 21. Jänner 2013 finden Sie hier. Am Sonntag, 20. Jänner, laden die Fabrikanten zum gemeinsamen Frühstück mit Christa Müller. In der anschließenden Veranstaltung  „HANDS ON: Urban Gardening Ideen Camp“ stellen sich aktive Gemeinschaftsgärten vor, veranstaltet von schwemmland und urbanfarm.at

Am Montag, den 21. Jänner: Nach „Bioerde – das urbane Gold von Morgen“ ist Philipp Stierand zu Gast im Kepler Salon: „Lebensmittel gestalten die Stadt. Vom Verschwinden und der Rückkehr städtischer Ernährungspolitik.“ Zum Abschluss eine „(G)ROUND TABLE Diskussion zu Gemeinschaftsgärten in Linz.

3 Gedanken zu „Kleinod im Industrieviertel

  • 17. Januar 2013 um 09:14 Uhr
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    Hallo Barbara,

    ich finde vor allem das Holzgerüst mit dem Bienenstock und dem Kräutergarten, nebenbei bemerkt, auch eine sehr interessante Lösung für den Anbau von Flachwurzlern auf engstem Raum. Ansonsten ein tolles Projekt!

    LG Sebastian

    Antwort
    • 17. Januar 2013 um 09:21 Uhr
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      Danke Sebastian für den Tipp. Auf diesem Hof treffen sich Bauern und UrbanFarmers. Beide begegnen sich offen und stellen für einander eine Bereicherung dar. Das finde ich ganz toll.

      Antwort
  • 17. Januar 2013 um 20:10 Uhr
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    Na bitte meine Heimatstadt hat ja doch verborgene Schätze. Super Beitrag!
    LG, doris

    Antwort

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