Buchtipp: Food Crash

Bio? Das ist allenfalls ein Luxus für Wohlhabende. Denn die Aufgabe lautet, künftig neun Milliarden Menschen zu ernähren. Dies kann nur gelingen, wenn Nahrungsmittel industriell produziert werden.“ Ein durchaus logisches Argument, das gleich zu Beginn im Klappentext des erst vor wenigen Wochen erschienenen Buchs „Food Crash“ zu lesen ist. Dieser Aussage stellt aber der Autor Felix zu Löwenstein gleich die Frage gegenüber, ob der Hunger in der Welt nicht vielmehr die Grundlage für ein florierendes Geschäft der internationalen Agrar-Industrie mit Pestiziden, Düngemitteln und Gentechnik-Saatgut ist.
Der Autor selbst ist ein Kenner der Branche: Er ist Landwirt und arbeitete in der internationalen Entwicklungshilfe. Heute bewirtschaftet er seinen Betrieb biologisch und engagiert sich für den Anbauverband Naturland, für den Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und für das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL Deutschland).
Seine These lautet: „Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr“. Dies untermauert er mit vielen Beispielen, wie es im Einklang mit der Natur gelingen kann, die Ernährungsgrundlagen der Menschen zu sichern. Die großen Versprechungen der Agro-Gentechnik hinterfragt er äußerst kritisch und widerlegt u.a. die Aussage, dass mit dem Einsatz von GVO, mehr Lebensmittel zu produzieren seien. Er beschreibt die negativen Folgen wie Monokultur, das Verschwinden der Vielfalt oder die Bedrohung der Wahlfreiheit: Gab es 1975 weltweit noch über 7000 Saatzuchtfirmen, so befinden sich heute zwei Drittel dieses Marktes in den Händen von nur zehn weltweit operierenden Konzernen, wobei Monsanto den höchsten Marktanteil von 23 Prozent einnimmt.
Das Buch ist neben seiner hervorragenden Recherche und dem umfangreichen Hintergrundwissen des Autors mehr als empfehlenswert. Dazu kommt noch, dass Felix zu Löwenstein nicht mit der Moralkeule schwingt, ihn kommt es nicht in den Sinn, ob jemand konventionell oder ökologisch wirtschaftet zu einer Frage von „moralisch besser“ oder „unmoralisch“ zu machen. Was dem Buch und der gesamten Diskussion in Bezug auf Gentechnik mehr als gut tut. Das Emotionale wird durch das Rationale ersetzt und lässt so eine mehr als sachliche Diskussion rund um das Thema Gentechnik zu.

Felix zu Löwenstein
FoodCrash
Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr
Verlag: Pattloch
ISBN-10: 3629023002
ISBN-13: 978-3629023001

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