Weihnachtsglück (1): Der Küchengarten des Königs

Der Küchengarten des Königs CoverFür die über_Land-Rezensentin beginnt das Weihnachtsglück schon viele Wochen vor dem Fest, bietet sich doch endlich der willkommene Anlass jene Bücher vorzustellen, die so schön, so besonders, so aufwendig (und leider oft auch so kostspielig…) sind, dass selbst Bücherliebhaber/innen einen speziellen Grund für den Kauf brauchen. Hier möchten wir Ihnen nun ein paar Vorschläge machen, bei denen wir nicht entscheiden können, was mehr Freude macht: Lesen, Schauen, Anfassen oder Verschenken…. Als Bauherr von Schloss Versailles, dem Inbegriff französischer herrschaftlicher Pracht, ist Ludwig XIV. in die Geschichte eingegangen, und mit dem Schloss der kunstvoll angelegte Park. Aber wer weiß schon, dass bereits 1678 als wesentlicher Bestandteil des Schlossparks der „Küchengarten des Königs“ geplant und 1683 mit großem Aufwand auf neun Hektar Gesamtfläche fertig gestellt wurde? Diesem Küchengarten wird nun erstmals ein kulturhistorisch reichhaltiges und wunderschön gestaltetes Buch gewidmet – ein einziger Genuss!

Ästhetisches Meisterwerk

Der Versailler Küchengarten hatte nicht nur die ehrenvolle Aufgabe, den König und seinen Hofstaat rund ums Jahr mit frischem und feinstem Obst und Gemüse zu versorgen, er war auch Experimentierstätte für neueste Methoden des Gartenbaus und – natürlich – ein ästhetisches Meisterwerk. So lieferte er bereits unter seinem ersten Direktor Jean-Baptiste de la Quintinie in der Saison täglich 150 Melonen und 4000 Feigen für die königliche Tafel, er beherbergte hunderte Apfel- und Birnensorten, dutzende Beerensträucher und unzählige Gemüse von der Artischocke bis zur Zichorie in allen Farben, Formen und Geschmäckern: Bohnen, Salate, Tomaten, Auberginen, Kürbisse wurden hier sorgfältig angebaut und auch die Bienenweiden wurden bereits im 17. Jahrhundert mitgedacht.
Was aber den „Küchengarten des Königs“ von einem reinen Nutzgarten unterscheidet, ist die gestalterische Raffinesse, die in seiner geometrischen Gesamtanlage zum Ausdruck kommt und in der hohen Kunst des Spalieranbaus ihren Höhepunkt findet: ein ganzes Kapitel ist den unglaublichsten Obstbaumformen gewidmet, die umso deutlicher sichtbar werden, als die solchermaßen „erzogenen“ Bäume ganz nackt und winterlich mit der Form ihrer Äste abgebildet werden: Spindel und Spindelbusch, Medicivase mit 16 Ästen, Palmette mit fünf Ästen und Lyra Nr. 1 mit zarten Pfirsichknospen… Ebenso elegant werden die verschiedensten Obst- und Gemüsesorten ganz puristisch als Einzelfrüchte auf weißem Grund fotografiert und so bekommen wir eine Ahnung nicht nur von der Pracht und Vielfalt, sondern auch der wissenschaftlichen Systematik des königlichen Küchengartens, dem das Buch mehr als gerecht wird.
Kleiner Hinweis für diejenigen, die nicht nur ein Buch, sondern auch eine Reise schenken möchten: Der Küchengarten hat die Jahrhunderte nicht als historisches Relikt überdauert, sondern wurde unablässig weiterentwickelt und verändert. Er dient nicht nur als Teil der Garten- und Landschaftsbau-Universität Ausbildungszwecken, sondern kann auch von April bis Oktober besichtigt werden. Und im angeschlossenen Laden kann sich jede/r rund ums Jahr mit königlichem Obst, Kräutern und Gemüse versorgen…

Eine Buchbesprechung von Jessica Beer.

Pierre David, Martine Willemin

Der Küchengarten des Königs

Dumont Buchverlag

ISBN-10: 3832193898

ISBN-13: 978-3832193898

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