Ausheimische bereichern das Land

Kulturhaus Kals am Großglockner von Schneider & Lengauer

Für die Stadt der Zukunft gibt es viele Visionen. Doch wie sieht es mit den ländlichen Regionen aus? Landflucht und Braindrain dünnen ganze Landstriche aus. Doch es gibt Hoffnung: Die Zukunftsorte haben Strategien dagegen entwickelt und setzen auf Lernen von und mit „Ausheimischen“.

Leo Moser ist ein Ex-Ausheimischer. Geboren in der oberösterreichischen Gemeinde Munderfing, ging er mit einem Teil seiner Freunde nach Graz, um dort Elektrotechnik zu studieren. Seiner Heimatgemeinde blieb er eng verbunden, nicht zuletzt durch seine Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr. Sechs Jahre Graz waren für ihn genug und er kehrte wieder zurück, um dort seine Leidenschaft zum Beruf zu machen: Er begann wieder zu filmen; mittlerweile sind zwei Spielfilme „Da Wüdarar“ und „Stille Wasser“ entstanden.

Gewaltiges Netzwerk

Gasthof Bräu Munderfing Ausheimische
Früher ein Gasthof – heute ein Coworking-Space, indem Leo Moser und andere Unternehmer ein neues Büro fanden. Foto: Eva Maria Mair

Dabei spielen Munderfing und seine Bewohner eine wichtige Rolle. Moser greift die Charakteristik der Region auf; rund 70 Leute aus Munderfing helfen bei der Produktion und unterstützen beim Dreh und beim Zugang zu den Drehorten. „Das Netzwerk hier ist gewaltig. Ich wüsste nicht, wie ich das in der Stadt mache“, so Moser.

Mit seinem Büro mietet er sich im lange schon leerstehenden Gasthof „Bräu“ ein. Zum Glück gibt es bestehende Infrastruktur durch Anbindung an das Glasfaser-Internet. Mittlerweile ist im ehemaligen Gasthof ein Coworking-Space für andere Unternehmen untergebracht.

Von Betrieben aus der Region wird Moser heute für Filmdrehs – von Kochvideos bis zu Porträts – angefragt; in Filmworkshops begeistert Moser Jugendliche aus Munderfing und Umgebung und motiviert sie, mit ihrer Begeisterung weiterzuarbeiten.

Die Zukunftsorte

Das Lernen von und mit Ausheimischen ist eine der Initiativen der Zukunftsorte, des Vereins innovativer Gemeinden in Österreich. Es ist ein Zusammenschluss von aktuell 12 Mitgliedsgemeinden, die in Bereichen wie Energie, Verkehr, Bildung, Gemeinwohl-Orientierung, Nachhaltigkeit, Gesundheit, Kultur und Kreativwirtschaft eine Vorreiter-Rolle einnehmen.

Einer dieser Zukunftsorte ist Waidhofen an der Ybbs (Niederösterreich), wo Architekt Ernst Beneder (er stammt selbst aus Waidhofen) vor 25 Jahren ein neues Stadtkonzept mit 14 Planungselementen lieferte: Das alte Rathaus wurde neugestaltet und geöffnet; der obere Stadtplatz und andere Innenstadtbereiche völlig neu umgebaut; ein geschützter Uferweg an der Ybbs errichtet etc. Das Stadtkonzept erfährt nun eine Neuauflage: Die Stadt und ihre Ansprüche haben sich da und dort verändert, neuer Wohnraum ist zu entwickeln, eine Verbesserung des Bahnterminals zu schaffen. Das Stadtprojekt „2.0_17“ wird am 24. April in Waidhofen präsentiert.

Verein Zukunftsorte Ausheimische
Die Zukunftsorte sollen andere Gemeinden inspirieren. v.li.n.re.: Architekt Christof Isopp, der Ex-Ausheimische Leonhard Moser und Josef Mathis (Obmann des Vereins Zukunftsorte). Foto: Eva Maria Mair

Die Zukunftsorte sollen andere Gemeinden und Regionen inspirieren – das Voneinander-Lernen, das in Kontakt-Treten soll forciert werden. Und dabei geht es immer um die Region selbst. Sie ist es, die in Zukunft immer mehr Bedeutung bekommt, so Josef Mathis, Obmann des Zukunftsorte-Vereins.

Ausheimische bringen frischen Wind in die Regionen

Gemeinsam mit dem bayerischen Landkreis Miesbach haben die Zukunftsorte 2016 das Leader-Projekt „Da & Dort – Lernen im überregionalen Netzwerk“ ins Leben gerufen. Dabei steht der Wissenstransfer zwischen Kommunen und Regionen mittels themenorientierter Initiativen und Veranstaltungen im Mittelpunkt. Eine der Aktionen von „Da & Dort“ ist das Aufmerksam-Machen auf die wertvollste kommunale Ressource: auf die Ausheimischen. Sie sind ihren Heimatgemeinden noch immer positiv verbunden, erweitern mit neuen Perspektiven alte Sichtweisen und können frischen Wind – wie Leo Moser – in die Gemeinde bringen.

 

Veranstaltungshinweis:

Am 24. April findet um 19 Uhr die Präsentation des Stadtprojektes „2.0_17“ im offenen Rathaus von Waidhofen/Ybbs statt.

 

 

Foto (1): Die Gemeinde Kals am Großglockner ist eine von 12 Zukunftsorten. Mit der Errichtung eines Gemeindezentrums, geplant von den Architekten Schneider & Lengauer, bekam der Ort ein neues Zentrum. Foto: Kurt Hoerbst

 

über_Land

Der Blog über_Land beschäftigt sich mit innovativer Landwirtschaft in der Stadt und auf dem Land. Themen wie Urban Farming, Vertical Farming, Aquaponic stehen genauso im Vordergrund, wie innovative Landwirte, die mit ihren Betrieben neue Wege der Lebensmittelproduktion einschlagen. Der Blog ist seit 2011 online. Gründerin und Herausgeberin ist Barbara Kanzian. Erfahren Sie mehr über sie auf ihrer Unternehmens-Website.

 

 

Ein Gedanke zu „Ausheimische bereichern das Land

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

47 − 44 =