Heu oder Stroh?

Landwirte und Stadtbauern wissen es natürlich. Aber nicht jeder Städter kennt den Unterschied zwischen Heu und Stroh. Mich inkludiert: Bei Heu dachte ich an getrocknetes Gras und Stroh? Ja, das ist die noch trockenere Variante von Heu. Ein bisschen daneben ist eben auch daneben. Liebe Landwirte und Stadtbauern: Verzeiht bitte an dieser Stelle einem unwissenden Städter. Aber: Ich habe mich schlau gemacht: Heu ist getrocknetes Gras, Stroh hingegen die getrockneten Halme oder Stängel von Getreidepflanzen.
Bei der Strohbank der britischen Designerin Hannastina Crick spielt dieser Unterschied sowieso keine Rolle. Bei ihren Entwürfen geht es vor allem darum, dass der Mensch wieder näher mit der Natur leben sollte. Er kann sich sogar ein Stück unberührte Landschaft ins Wohnzimmer transportieren lassen. Stroh als erdiger, biologisch abbaubarer Werkstoff wird bei diesem Entwurf geschickt mit britischem Handwerk und skandinavischem Design umgesetzt. Zeitgemäß und originell zeigt sich diese Strohbank, die nur mehr eine Frage aufwirft. Könnte dieses Möbel auch in Heu gemacht werden?

Entwurf: Hannastina Crick

Teller statt Tonne: Über den Wert der Lebensmittel

Teller statt Tonne: Über den Wert der Lebensmittel

Im Müll statt auf dem Teller landen bei uns zu viele Lebensmittel. In Deutschland sind es bis zu 20 Millionen Tonnen, die jährlich weggeworfen werden. „Teller statt Tonne“ heißt die Aktion gegen Lebensmittelverschwendung, die am 10. September in Berlin stattfinden wird, eine Woche später in Stuttgart. Die Aktion soll nicht nur auf das negative Verbraucherverhalten hinweisen, sondern es werden auch Alternativen gezeigt. überLand sprach mit einem der Aktivisten von „Teller statt Tonne“, Hendrik Haase.
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Behagliche Unterkunft

Eine Outdoor-Wiege? Falsch! Ein neu gestylter Sprungbock? Noch falscher! Ein Bienenkorb? Gewonnen! Der junge britische Designer Tom Back möchte Bienen mit diesem auch optisch umwerfenden Korb einen natürlicheren Lebensraum ermöglichen als herkömmliche Bienenstöcke. Durch die Verwendung von Stroh erhält das innovative Bienen-Zuhause „Thrive Hive“ eine sehr gute Dämmung. Der bestens isolierte Behälter bietet Schutz vor harten Wintern und sorgt dafür, dass das Wetter den Bienen nichts anhaben kann und die Kolonien widerstandsfähiger werden. Mit diesem reduzierten Werkzeug für die Bienenhaltung möchte Tom Back auch den Einstieg in die Imkerei erleichtern. Sei es im Kleingarten oder auf dem Balkon; der Weg vom Stadtgärtner zum Stadtimker ist eben nur ein kurzer.

Vom 22. bis 25. September ist „Thrive Hive“ auf der Tent London, einer internationalen Design-Messe, zu sehen.

Mehr Infos: www.thumbdesigns.co.uk

Neues Leben für einen Stumpf

Ein Stumpf bleibt über. Trauriges Überbleibsel eines gefällten Baumes. Zu nichts mehr gut. Zu nichts mehr? Stimmt nicht. Der Künstler und Designer Hongtao Zhou gibt diesem Stumpf eine neue Funktion und haucht ihm neues Leben ein. Er verwandelt ihn in eine komfortable Liege; eine große hölzerne Axt dient als Rücken- und Armlehne; der Stumpf selbst ist die Sitzfläche, ein kleinerer Stumpf bildet die bequeme Auflagefläche für die Beine. Die Axt selbst wird aus Abfallhölzern produziert.
Ein schönes Beispiel für die Wiederverwertung eines für die Forstwirtschaft nutzlosen Stumpfes. Gerade im Jahr des Waldes ist dieses Objekt auch ein Anstoss dafür, um auf die Relikte unseres Waldes aufmerksam zu machen.

Entwurf: Hongtao Zhou, www.hongtaozhou.com
Ausgestellt im Vermont Studio Center

Frisches Gemüse aus dem Garten

Pflichtlektüre für jeden Urban Farmer und Stadtbauern. Die Autorin Celia Brooks Brown beschreibt, was in ihrem kleinen Garten inmitten London das ganze Jahr über wächst. Dabei zeichnet sie ein gesamtheitliches Bild: Sie beginnt beim Säen, gibt Tipps zum Pflanzen und endet in der Küche beim Verarbeiten. Das Buch ist in Jahreszeiten eingeteilt, eine Liste zu Beginn jedes Monats beschreibt die einzelnen Gemüsesorten und wie weit ihr Wachstum gediehen ist. In der letzten Spalte gibt es Querverweise zu weiteren Informationen, was dieses Buch übersichtlich und leicht zu handhaben macht. Stimmungsvolle Fotos von Fauna und Flora aus dem Garten und ansprechende Bilder aus dem Bereich Food-Fotografie treffen voll den Geschmack der Stadtbauern. Bei den Rezepten ist die Rezensentin schon ein wenig kritischer: Beispielsweise die Birnen auf Schokoladenkuchen, die als Ganzes verwendet und aus dem Kuchen ragen, sind mutig. Ob sie auch so schmecken?
Nichts desto trotz ein sehr empfehlenswertes Buch über die Arbeit der Teilzeitgärtnerin Brooks, die von sich selbst behauptet: „Auch wenn ich mich nicht komplett selbst versorge, bin ich sensibel geworden für Nachhaltigkeit, für das Vermeiden von Einkaufswegen, für die Beibehaltung natürlicher Lebenszyklen“. Jetzt wisse sie auch, wie frisches Gemüse schmeckt. Sollten Sie noch kein Stadtbauer sein, dann sind Sie mit diesem Buch sicher auf dem besten Weg dorthin.

Die neue StadtGartenLust
Vom Säen, Ernten, Genießen
Celia Brooks Brown; Fotos: Jill Mead
Deutsche Verlags-Anstalt
ISBN 978-3-421-03823-4

Delikates Österreich

Regionale Lebensmittel sind im Trend. Als einen ganz wichtigen Trendsetter in Österreich darf der Verein „Kuratorium Kulinarisches Erbe Österreichs“ bezeichnet werden. Schon seit Jahren setzt sich dieser Verein für die Erhaltung österreichischer Ess- und Trinkkultur ein, bewahrt Rezepturen und typisch österreichische landwirtschaftliche Rohprodukte vor dem Aussterben. Als besonderes Highlight findet einmal im Jahr im Wiener Stadtpark das Genuss Festival statt. Bis zu 160 Produzenten aus ganz Österreich präsentieren dort auf einer sehr weitläufigen innerstädtischen Parkanlage ihre Produkte.
Für alle, die sich für regionale Lebensmittel interessieren, hat das Kulinarische Erbe einen fast drei Kilo schweren und 424 Seiten starken Band mit dem Titel „Köstliches Österreich“ herausgegeben. Das Buch ähnelt einem Kunstband und das kommt nicht von ungefähr: Die einzelnen landwirtschaftlichen Produkte oder Gerichte werden optisch sehr ansprechend präsentiert und erfahren dadurch besondere Wertschätzung. Neben den für die einzelnen Regionen typischen Produkte und Gerichte gibt es allerlei Rezepturen, z. B. für einen Altwiener Apfelstrudel mit von Hand gezogenem Strudelteig, es finden sich darin Geschichten um typische Nutztierrassen wie das Waldviertler Blondvieh oder die Südburgenländische Weidegans. Beiträge über den historischen Background komplettieren dieses Gesamtkunstwerk regionaler Lebensmittel Österreichs. Eine Besonderheit fehlt aber: Bauernbrot. Zwar finden sich Kaisersemmel und Kletzenbrot, aber eben kein Bauernbrot.
Dennoch: Gewaltige Fotos, ein bestechendes Layout machen dieses Buch zu einem Geschenke-Favoriten. Denn: Die nächsten Weihnachten kommen bestimmt.

Köstliches Österreich
Die 100 besten Gourmandisen
Brandstätter Verlag
ISBN: 3850334839

Landlust mal zwei

Sie heißen Landlust, Landfrust oder Landleben und füllen derzeit die Regale der Buchläden. Es geht immer um die gleiche Geschichte: Städter halten es in der Stadt nicht mehr aus, weil zu hektisch und zu stressig und zu oberflächlich. Da muss es doch noch mehr geben. Sie beginnen ihr Glück am Land zu suchen. Und siehe da, einige finden es auch. Axel Brüggemann beispielsweise findet sein Glück eher über Umwege. In seinem Buch „Landfrust“ zeichnet er wie der Titel schon verrät ein frustiges Bild der deutschen Provinz. Das Positive an seinem Landfrust ist: Er entzaubert das so häufig kolportierte romantische Bild des Landlebens, Brüggemann versucht mit den idyllischen Klischees aufzuräumen. Was dann in diesem Buch doch langweilig wird, ist die Redundanz seiner Standpunkte, die bald ins Lamentieren kippen. Trotz seelischer Tiefs probiert Brüggemann sein Landleben; bleibt ihm der Schluss zu wünschen: Das Leben auf dem Land lohnt sich.
Mit wesentlich mehr Humor geht da Hilal Sezgin im Buch „Landleben“ an die Sache ran. Sie beschreibt darin, ihre Entwicklung von der Stubenhockerin in der Großstadt zu einem Menschen, der sein Glück am Land, im Freien und mit der Natur findet. Dabei gibt es auch genügend Hindernisse zu überwinden. Lustig aber auch nachdenklich beschreibt Sezgin den Umgang mit ihren Tieren. Zu Beginn liebt sie ihre Tiere einfach nur. Was es aber bedeutet rund um die Uhr für sie da zu sein und sie auch zu pflegen, wenn sie Hilfe benötigen, beschreibt die Autorin auf eine sehr liebenswerte Weise. Viele tierliebende Städter werden sich bei ihrer Erzählung selbst wiederfinden.
Sollten Sie also Landlust empfinden, mit Landfrust und Landleben können Sie die Lust zumindest als Bücherwurm ausleben.

Axel Brüggemann
Landfrust
Ein Blick in die deutsche Provinz
Kindler
ISBN 978-3-4634-0592-6

Hilal Sezgin
Landleben
Von einer, die raus zog
Dumont
ISBN 978-3-8321-9623-3