Wurmkiste für den Urban Farmer

WurmkisteDavid Witzeneder hat eine Regenwurmfarm für zu Hause entwickelt. Damit lässt sich nicht nur hervorragender Humus ernten, sondern die Farm verfolgt auch eine nachhaltige Idee: Wäre jeder Wiener Haushalt mit solch einer Farm ausgestattet, könnten – laut Witzeneder – Millionen Kilogramm Biomüll eingespart werden.Die Idee zum Wurmkomposter fürs Wohnzimmer kam dem oberösterreichischen Agrarwissenschaftler David Witzeneder beim Mittagsschlaf im Park. „Ich hatte mich damals so über den Biomüll im Restmüll geärgert, dass scheinbar mein Geist eine Lösung dafür finden wollte. Nachdem die erste Wurmkiste, die ich 2012 für mich gebaut hatte, gut funktioniert und ich gemerkt habe, dass es auch andere Menschen interessiert, habe ich mich entschlossen, einen Onlineshop zu basteln und einmal zu sehen, ob es Interesse gibt.“

Symbiose aus Wissenschaft, Handwerk + Nachhaltigkeit

Wurmkiste David Witzeneder
Erfinder und Agrarwissenschaftler David Witzeneder

Eines seiner primären Ziele war auch die Biomüllbeseitigung vor Ort und damit eine Senkung der Umweltbelastung durch Müllfahrzeuge. David Witzeneders Vision ist, dass die Wurmkiste eines Tages, so wie der Kühlschrank, zur Grundausstattung jeder Küche gehört, denn laut seiner Schätzung könnte man so in Wien pro Jahr 172 Millionen Kilogramm Biomüll einsparen und das wären 16.000 Lastwagenfahrten weniger. Dass mit der Wurmkiste auch der beste Dünger, den sich eine Pflanze wünschen kann, entsteht, ist ein positiver Nebeneffekt.

Witzeneders Bruder Thomas ist Tischler und für das Design der Wurmkisten, die aus österreichischen Holz gebaut werden, verantwortlich. Das Holz gewährleistet einen kontinuierlichen Luftaustausch und speichert Feuchtigkeit. Ein gepolsterter Sitz und parketttaugliche Rollen machen die Wurmkiste zu einem fahrbaren Hocker, der überall in der Wohnung eingesetzt werden kann.

Außen Möbel – innen Farm

Im Inneren des Hockers gibt es neben der Box für die Würmer eine Erntekiste für den Humus und eine Tasse, die den „Wurmtee“ sammelt. Dieser kann als flüssiger Pflanzendünger verwendet werden. Zirka 12 Wochen nach Aussetzen der Startpopulation ist der erste Humus fertig. Man kann ihn im Verhältnis 1:10 unter Blumentopf- oder Gartenerde mischen oder in einem verschließbaren Kübel aufbewahren und seinen Nachbarn oder Freunden damit eine Freude bereiten. Denn es gibt keinen ausgewogeneren Dünger als Regenwurmhumus. Er enthält alles, was Pflanzen brauchen und man läuft nie Gefahr zu überdüngen.

Wenn die Wurmkiste fachgerecht befüllt wird, gibt es kein Problem mit dem Geruch. Obst- und Gemüsereste, Eierschalen, Kaffee und Tee, Blätter, Zeitungspapier und Karton, am besten klein geschnitten und angefeuchtet, dürfen in den Komposter. So kann übrigens pro Wurmkiste der Biomüll eines Zweipersonenhaushalts entsorgt werden. Um die Würmer mit den notwendigen mineralischen Nährstoffen zu versorgen, sollte regelmäßig jede dritte Woche ein Löffel Mineralmischung in die Kiste.

Bioplastik: ja oder nein?

Wurmkiste David WitzenederZurzeit läuft gerade ein Versuch mit biologisch abbaubarem Plastik. Seit 12 Wochen sind die Regenwürmer am fressen und verdauen. Wobei bei diesen Versuchen darauf zu achten ist, welches Plastik verwendet wird, denn Bioplastik ist nicht gleich Bioplastik.

Biobasiertes Plastik wird aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Holz oder Mais hergestellt, aber auch biologisch abbaubares Plastik aus fossilen Rohstoffen, wie z. B. abbaubare Polyester (PE), gilt als Bioplastik. Meist dauert der Verrottungsprozess zu lange, daher ist es in vielen Gemeinden noch verboten, Bioplastik in den Biomüll zu geben, da die Kunststoffreste den Kompost verunreinigen würden.

David Witzeneders Resümee nach den drei Monaten Plastikkompostierung ist jedoch überraschend positiv. „Die Biokunststoffe aus Holzfaser können auf jeden Fall für die Würmer empfohlen werden. Bei allen anderen sollte es einfach probiert werden, um nach ein paar Wochen zu sehen, ob sich etwas tut. Leider findet man außen ja keine Erklärung welche Art von Bioplastik es ist. Kontrovers finde ich auch, dass die Bezeichnung ‚Bioplastik’ nicht impliziert, dass diese aus Rohstoffen des biologischen Landbaus hergestellt wurden. Generell kann aber gesagt werden, dass die Kompostwürmer mit giftigeren Materialien in der Natur gelernt haben umzugehen.“

Wurmkiste David Witzeneder

über_Land

Der Blog über_Land beschäftigt sich mit innovativer Landwirtschaft in der Stadt und auf dem Land. Themen wie Urban Farming, Vertical Farming, Aquaponic stehen genauso im Vordergrund wie innovative Landwirte, die mit ihren Betrieben neue Wege der Lebensmittelproduktion einschlagen. Der Blog ist seit 2011 online. Gründerin und Herausgeberin ist Barbara Kanzian. Erfahren Sie mehr über sie auf ihrer Unternehmens-Website.

 

 

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