Das Fast-Food-Halali

Fast-Food und LederhoseVerbote sind so eine Sache. Ich weiß nicht wie es Ihnen mit Verboten geht, aber bei mir wirken sie oft gegenteilig. Je nach dem natürlich, um welche Verbote es sich handelt. Wenn mir der Arzt verbietet das und jenes zu essen, entwickle ich förmlich einen Heißhunger auf die verbotenen Lebensmittel. Auch Rauchverbote verpufften bei mir – früher als ich noch Raucherin war – wie der sprichwörtliche blaue Dunst. Das heißt natürlich nicht, dass jedes Verbot sinnlos ist,

vielleicht ist nur die Zahl der gesellschaftlich aktuell gültigen Verbote ein wenig zu hoch und das Gefühl, frei entscheiden zu können, getrübt.
In der Steiermark, einem österreichischen Bundesland, wird seit einigen Wochen darüber diskutiert, ob in Schulen Fast-Food verboten werden soll. Cola, Wurstsemmeln und Schokolade sollen der gesunden Jause mit Vollkornprodukten, Obst und Gemüse Platz machen. Jedes zweite Kind ist in Österreich übergewichtig, allein in den letzten fünf Jahren stieg die Zahl der Übergewichtigen bei den 10 bis 12jährigen um rund 20 Prozent an. Inhaltlich geht dieses angedachte Verbot schon in die richtige Richtung, aber wenn etwas verboten wird, wird es dann nicht gleichzeitig wiederum interessant? Und so glauben die Kritiker, dass die Schüler und Schülerinnen eben den nächstliegenden Supermarkt besuchen, um sich dort mit Fast-Food einzudecken.

Die schnelle Nummer als Widerstand

Fast-Food ist trendig unter den Jugendlichen. Es ist wie eine Rebellion gegen die Eltern. Es ist cooler mit Freunden zu den schnellen Buden zu gehen, statt mit der ganzen Familie am Tisch zu sitzen. Höfliches Benehmen ist nicht gefragt, keine störenden Eltern, die ihrem Kind aufzwingen, die Scheibe Tomate zu essen und beim Kleckern wird nicht rum gemeckert. Neben Fast Food als Widerstand haben natürlich die geänderten Tagesabläufe innerhalb der Familien zu einem regelmäßigen Besuch der Fast-Food Ketten geführt. Für so manchen Jugendlichen ist es die schnelle Nummer überhaupt zu einer warmen Mahlzeit am Tag zu kommen. Mit Fast Food kann eben der knurrende Magen rasch beruhigt werden.
Ob Fast-Food im Stehen oder im Sitzen verdrückt wird, bleibt Nebensache. Trotz Geschmacksverstärker und Fette nimmt dieses ungesunde Essen bei vielen Jugendlichen einen hohen Stellenwert ein. Es gehört zum guten Image, Fast-Food in sich rein zu stopfen. Das wissen auch die Kantinenbetreiber in den Schulen. So wird es nicht einfach sein, Fast-Food aus den Bildungseinrichtungen weg zu bekommen.
Noch dazu, wenn in vorderster Front Stimmung für Fast-Food gemacht wird. Der bekannte Haubenkoch Toni Mörwald hat für eine Kette eigene Burger kreiert. Für ihn stellt Qualität und Geschwindigkeit eben keinen Widerspruch dar. Mit McBackhendl und McTafelschmaus will der Promi-Koch „die besten Burger für alle“ lancieren und unter Beweis stellen, dass „Fast-Food“ nicht zwangsweise ungesund sei.
Während die Politiker versuchen, eine Fast-Food-freie Schule zu gestalten, wird im Gegenzug zum kulinarischen Fast-Food-Halali geblasen. Bleibt zu hoffen, dass da unsere Kids nicht zwischen die Fronten gelangen und ihr Weg zu einem gesünderen Essen dennoch ermöglicht wird. Ob mit oder ohne Verbot.

Photo: MickMorley/photocase.com

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